Das Glück wollte es, dass mein Telefon klingelte und ich mich mit dieser Ausrede von dem salbungsvollen Tisch verabschieden konnte. Dieser neue Freund war mir nicht ganz geheuer. Er sagte noch was von: "ich müsse mich nun aber bei seinem Freund Pascal entschuldigen, denn der sei böse auf mich. Ich hätte ihn beleidigt."
Ich mich entschuldigen? Der Gedanke schien hochgradig absurd. Gerade war doch Friede? Warum hatte der Friede plötzlich eine Bedingung. Vor allem. Warum kam die Bedingung von der anderen Seite?
Das Telefon klingelte weiter und ich grübelte parallel, wann ich Mongo Doppelkinn beleidigt hätte. Er mich. Ja. Ich ihn? Nein.
Am Telefon der Freund von der Deutschen Botschaft, der sich erkundigte, wie es heute vormittag gelaufen sei. Ich erzählte, lachte, stellte mich an die weitgehend leere Bar, als ich neben mir einen Tumult wahrnahm.
War es Goethe auf seiner Italienreise, als er die Schönheit der Schweizer Frauen pries und ihren Liebreiz, der allerdings nur soweit reichte, bis sie den Mund aufmachten und Worte dann wie aus einem Steinbruch purzelten? Liebe Züricher. Ich bin Alemanne und gehöre zu eurem Stamm, ihr seid mir wichtig und wertvoll. Wenn aber eure Sprache aus dem Mund eines Zeitgenossen wie Mongo Doppelkinn bricht, muss einem Goethe in Erinnerung kommen. Schauerliches, schaumgeboren aus dem Rausch, röchelt es, stolpert es, schnarcht es.
Während ich noch in die seltenen Erden hineinredete, zerrte Mongo Doppelkinn an einem großen Glasaschenbecher und tönte. "UUUU aaaauahh ooooooaaaahh aaauuuu haaahoooo". Am anderen Ende des Aschenbecher auf der anderen Seite des Tresens hingen zwei indigene Bedienungskräfte und zerrten kräftig in die andere Richtung. "Oh bitte, ich muss aufhören zu reden, weil gerade einer der beteiligten Herren einen Aschenbecher auf meinem Kopf zerlegen will. Bis später"
Mongo zerrte und stöhnte. "Der sagcchhrte ichrrrr sei mongo ol id . Aaaaauuuuaah... " und stolperte dann rückwärts. Die Bedienungskräfte hatten den Aschenbecher und Mongo Doppelkinn taumelte ins Leere.
Er hatte scheinbar erst heute, nach der Gerichtsverhandlung begriffen, dass in den übersetzten Papieren in meinem Brief von vor mehreren Wochen er als "Mongo Doppelkinn" angeführt wurde. Als ich wusste, dass Schnapsdrossel Mama und IQ Whiskeyflasche die Briefe der Großmutter lasen, wollte auch ich ein wenig provozieren und ließ mich zu diesem einmaligen Hinweis verleiten um herauszubekommen ob es stimmte. Was nun schon halb Avepozo wusste, wusste Mongo Pascale zum Zeitpukt meiner Anklage noch nicht. Ich würde zwar schlecht über ihn reden und das war ihm eine Anzeige wert, was das allerdings wäre, erfuhr er erst heute. Doch nun brach es aus ihm heraus.
"Oaaauuuaaaaoohhhhh ..." Er brüllte durchs Lokal wie ein großer Affe, nahm Anlauf, stürzte auf mich zu und schubste mich rückwärts hinein in die Barhocker. Doch da war schon mein neugewonnener Freund der in an mir lang antrainierter Manie "Arrchhschlochrrrrrr" schrie, diesmal nicht mich meinte, sondern Mongo, und ihn nach draussen zerrte.
"Du machchchchst alles chchabutt (kaputt) Arrchhschlochrrrrrr". Es ist schwer zu transkribieren, der Theaterabgang zuerst nach draussen, dann wieder herein und dann an einen Tisch um die interne Hirarchie der zwei wieder festzuzurren. |