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von Peter Herrmann, ab dem 10.1.2017
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Avepozo Flat hat einen neuen Protagonisten durch profanen Kot und Herr Enrico einen neuen Freund um Herrn Rainer zu rächen |
flambierter
Oldtimer |
Der Ich-Erzähler muss eigentlich nichts weiter tun, als ruhig in Avepozo zu verbleiben und zu warten, wie sich einmal Begonnenes mit neuen Überraschungen fortsetzt.
Währendessen erweitert sich die Leserschaft der immer noch nicht verlinkten Artikel in immer größerem Radius. Die deutschsprachige Gemeinde in Togo sowieso. Ich darf nun schon etwa 50 Personen aus der Gegend um Zürich begrüßen, die sich wohl Schenkel klatschend über die Aktivitäten ihrer Stammesgenossen amüsieren. In Deutschland möchte ein Freund mir gar einen Verlag besorgen und ich freue mich über das Interesse aus Berlin. Was ernsthafte Rätsel aufgibt, sind etwa 30 Zugriffe aus Israel, bei denen Stadt, Server und andere Details sorfältig verborgen wurden. Das lässt den Schluss zu, dass die Eskapaden der Frau Monika samt ihres vom Baum gefallenen Apfels über die Rothschilds, die ihrer lautstarken Meinung nach die Welt beherrschen, nun gar den israelischen Geheimdienst anlockten. Wow.
Bleiben Sie also dran. Avepozo Flat lebt.
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Über die Weihnachtsfeiertage und Ferien des ausgehenden Jahres 2016 hatte ich eine kleine Familie des Flüchlingscamps der Ivorianer bei mir zu Besuch. Mittlerweile in eine Etage gleich hinter dem Zentrum der Hauptprotagonisten bei Chez Alice gezogen, ist der Blick und die herrliche Meeresluft durchaus erbaulicher, als die unglaublich engen Hütten des Camps. Dort wird ausgeharrt, um in ein Programm des UNHCR zu fallen, damit es ab nach Kanada geht. Da meist die Papiere nicht ausreichen, reist man gern mal nach der Elfenbeinküste um sich als dort als Verfolgter einen Reisepass ausstellen zu lassen und Verwandte zu besuchen. Die junge Dame mit den zwei Kindern ist allerdings noch nicht dran, obwohl auch sie schon in der Heimat war und so ist ein wenig Mitleid angebracht. Es freut einen ja, die Kids mal so richtig mit Eurofood vollzustopfen.
Doch es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt.
Zeitgleich mit mir ist in das etwas heruntergekommen Haus ein welscher Zeitgenosse über mir eingezogen, der reichlich Erfahrung mit Ibizza und Goa hat. Das hätte mich schon etwas misstrauisch stimmen sollen. Alle Glocken hätten jedoch bimmeln müssen, als er mir eröffnete, er liebe seine zwei Hunde wie die alte Dame Alice die ihren.
Während ich im ersten Monat unseres gemeinsamen Bewohnens den Garten von Glasscherben zerbrochener Fenster und Flaschen befreite, den Vorplatz als Besucherparkplatz sanierte, die Hauselektrik funktionstüchtig machte, die Sanitäranlagen von erheblichem Gestank befreite und halt so manches machte, was eigentlich der Vermieter machen müsste, lag der Franzose auf der oberen Veranda und pfiff sich Boni und Marhiuanaküchlein in die Birne.
Boni ist ein französischer Pastisse, der steuerbefreit nur für den Export in Marseilles gepanscht wird. Er kostet dann in Lomé auch nur umgerechnete 1 Euro 65 der Liter, hat mehr als 40 % und man bekommt 3,5 Cent im Leerflaschenverkauf, was bei 10 Flaschen 35 Cent macht und vom Franzosen als Einnahme gesehen wird. Da er nach eigener Aussage Wasser nicht in der geschmacklosen Naturform zu sich nehmen könne, fügt er ihm schon vormittags eine ausgesprochen intensive Anisnote bei. Das Nerven stimulierend Anregende des Alkoholgiftes kompensiert er mit dem eher beruhigenden Nervengift THC aus seinen selbst frittierten Küchlein. Dermaßen ausgeglichen unterhält er sich telepathisch mit seinen Hunden, die er für ausgebildete Wachhunde hält, andere aber meinen, es handele sich um Freaktölen. Ausserdem ist es auch selten telepathisch sondern er liebsäuselt in fließend französischem Falsett mit ihnen um seine Zuneigung schon im kastrierten Tonfall zu artikulieren.
Die Hunde verstehen gar nichts, finden es aber toll, dass er sich so um sie bemüht, glotzen ihn treublöd an und wackeln mit dem Schwanz, weshalb sie der Franzose für die intelligentesten Hunde überhaupt hält. Togoer verstehen das übrigens nicht. Einige von ihnen betrachten die Viecher als etwas zum Essen, andere assoziieren sie mit Kette hinterm Haus. Allen gemein ist, dass sie Hunde, wie Musulmanen auch, als etwas eher schmutziges und vor allem als etwas unberechenbar Gefährliches betrachten.
Nachdem ich nach einem Monat mit dem Garten weitgehend fertig war, Blumen blühten und Heilkräuter sprießten, beschloss der Welsche, ebenfalls einen Anspruch auf den Garten zu haben. Dieser Anspruch zeigte sich dadurch, dass er nun abends völlig durchgeknallt in die untergehende Sonne schaute, sich noch Techno einpfiff, der ein Stockwerk tiefer nur als Geräusch ähnlich wie ein Sägewerk ankam, und seine Hunde neben sich ruhen ließ. Er ließ die Türen offen und sendete sie nach unten, damit der Garten wohlbeschissen werde. Anfangs schissen die Viecher noch vor die Ausgangstüre. Ein wenig mehr intelligent als ihr Herrchen schienen sie mir dadurch schon. Sie wollten hinaus an den Strand. Erst als Herrchen gar keine Anstalten mehr machte sie auszuführen, begann sie in größerem Radius zu kacken und zu pissen.
Sagen Sie mal einem Hundeverliebten, dass seine lieben Kleinen nicht alles dürfen. Ich habe es gemacht. Beim ersten Mal ergaben sich schweigend so komische kleine Runzeln auf der Stirn. Das hat mich zunächst nicht allzusehr beunruhigt, da der ganze Herr aus Runzeln und auch Zahnlücken besteht. Doch beim zweiten Mal war Zorn sein Ausdruck. Er rang mit sich. Ich schwieg. Er zuckte. Ich machte mich schnell davon. Fünf Minuten später drang es von unten in die Belle Etage, eine Hand mit Zeigefinger dran wedelte dazu. Peter, rang es hervor, Peter ... Ich warne dich. Rede nie wieder schlecht über meine Wachhunde, die auch dich beschützen. Warum gibst du mir kein Geld für sie zum Essen? Sie arbeiten auch für dich! Er rang sichtlich nach Contenance. Ich warne dich!!!
Wie Bitte? So fragte ich nach unten. Er der mit Allen in der Nachbarschaft im Streit liege wegen 100 hiesigen Franken, fange auch nun noch mit mir einen Streit an? Wegen Hundescheisse? Wo ich nur gebeten hatte, mit den Hunden nach draußen zu gehen? Oder sie bitteschön bei sich oben scheissen lassen sollen würden. Könnten. Nee bitte nicht.
Doch. Zu spät. Irreparabel. Nach mehreren Anläufen die Sache gütlich zu regeln erfuhr ich Folgendes: Sein Bonne, also seine Hausangestellte, hätte den Garten schon mehrfach gefegt. Dafür müsse ich ihr etwas Geld geben. Außerdem hätte er mich schon mehrfach zu einem Erfrischungsgetränk mit Anis eingeladen. Ich sei ein großer Egoist, denn ich hätte schon längst eine Flasche für ihn kaufen sollen. Seine Hunde hätte er für mein Wohlsein trainiert und ich hätte noch nicht mal einen Sack Trockenfutter für sie. Auch der Garten sei nicht nach seinem Geschmack. Dort liege ein kaputter Blumenkübel, der ihn doch sehr störe.
Da der Mann keine eigene Klingel hat, klingeln alle die zu ihm möchten bei mir. Zu ihm möchten viele. Geht er mit seinen Hunden am Vormittag spazieren, seine bis auf eine kleine Ausnahme einzige Tätigkeit übrigens, plaudert er hier und dort, verspricht ein paar kleine Aufträge an den Schneider, an die Flaschenverkäuferin, den Palmenbeschneider, die Steineaufleser, den Schreiner, die dritte Mannschaft der Müllabfuhr und wer ihm sonst noch über den Weg läuft. Während ich diese Zeilen schreibe bin ich schon im vierten Monat Concierge. Also Pförtner von Nebenberuf. Schon alleine vor diesem Hintergrund klingt die Aufforderung nach einer Flasche Boni eher seltsam. Auch das Verhältnis von Garten herrichten, bepflanzen und pflegen steht in seltsamem Wiederspruch zu ein paar Mal fegen.
Langsam verfestigte sich die Gewissheit, dass 63 Jahre und davon 50 Jahre Drogenkonsum bleibende Schäden angerichtet haben. Hämmernder Techno dürfte das eine oder andere Dilemma dann noch mit Ambossstakkato in den Synapsen verschmiedet haben und ausserdem waren da früher ja nicht nur Pulle und Küchlein im Spiel.
Anfangs folgte ich noch seiner Einladung, mit ihm zur Kurzweil die eine oder andere Stätte zu besuchen. Wobei er immer ein wenig Wert darauf legte mit meinem alten Mercedesmodell jovial winkend bei mir auferlegten seltsamen Umwegen gesehen zu werden. Das schmeichelte der alten Karre. Doch spätestens als er an der Kasse zum Sonntagsschwof beim Avepozo-Orchester mit dem Kassier um 80 Cent Eintritt stritt, die er nicht bezahlen wolle, weil er den Patron kenne, wurde es mir peinlich und peinlicher. Zwanzig Mann Orchester, tolle Sängerin, richtig was los - und der Mann verbringt eine halbe Stunde an der Kasse? Ich hatte schon lang bezahlt und überlegte, gut in Stimmung, schon mein zweites Bier, als er mit Stolzesbrust herbeikam und mir den Mann an seiner Seite als den Chef des Etablissements vorstellte der ihn erfolgreich kostenfrei hereinführte. Das einzige Mal übrigens, dass ich eine junge Dame an seiner Seite sah. Nach dieser Vorführung an der Kasse ward sie später aber nicht mehr gesehen.
Als dann nach ersten Kontakten der Schneider, die Flaschenverkäuferin, der Palmenbeschneider, die Steineaufleser, den Schreiner, die dritte Mannschaft der Müllabfuhr und wer ihm sonst noch über den Weg lief bei mir klingelten und ihr Geld einforderten, begriff ich die charakterliche Veranlagung und stelle bei mir wieder ein hohes Maß an Naivität und langsamer Begrifflichkeit fest. Auch warum er nicht durch eine Funkklingel gestört werden will bei seinem musikalischen Genuss, er, den auch kein Türepochen stört, wurde mir in meiner Langsamkeit nun klar.
Interessant übrigens, dass von Togoern die Unterschiedlichkeit von Franzosen und Deutschen ungefähr in den bisher geschilderten Andersartigkeit pauschal so gesehen werden. Franzosen seien nur da um abzuräumen, aber die Deutschen, die würden arbeiten.
Lieber Leser, der ja schon den Wurstmacher kennenlernen durfte. Sie wissen, dass dies in dieser Krassheit nicht stimmt. Oder nur ein Bißchen. Bei meinem Nachbarn, dies ist vor dem Hintergrund der in Deutschland gerade geführten "Nafri"-Diskussion wichtig, handelt es sich um ein französisches Extrem. Was ihn auch als Mitglied von Avepozo Flat befähigt. Er kommt aus Marseille, und, dies ist ausdrücklich eine Vermutung, dort aus einer Vorstadt, in der so genannte "Nafris" das Sagen haben. Die einzige Bildung sind möglichst viele Sprachen die man braucht zum Schleimen und man entwickelt die Angewohnheit immer zu sagen, dass man alles könne. Fertig ist der als Franzose getarnte Algerier. Frauen immer in einem Angestelltenverhältnis belassen und immer mit von ihnen gebügelten Hemden herumlaufen ist auch wichtig für diese Rolle.
Und beleidigt sein bis zum Messer zücken, wenn auch nur die kleinste Kritik an einen gerichtet wird. Hundescheisse seiner Lieblinge nicht zu akzeptieren ist eine gravierende Ehrverletzung, die hundertmal größere Strafe verdient und viel Verachtung. Wobei "Hundert Mal mehr" keine mathematische Größe ist sondern eine gefühlt maghrebinische. Denn er, der falsche Welsche, will Respekt. Kennen Sie, lieber Leser, Algerien? Die nördlichen 200 Kilometer ohne Kabylei? Dann wissen Sie an dieser Stelle was ich meine mit Respekt. Er begründet sich durch eigentlich nichts, ausser durch pures Vorhandensein.
Dieser falsche Fuffziger kommt also auf die Idee, seine Rachegelüste mit einem neuen Freund an mich zu richten. Na? Raten Sie! Es fällt nicht schwer:
Herr Enrico. Der schweizer Maurer. Denn es ist kalter Winter in der Schweiz, der Mörtel friert. Er ist im Togoland. Er will den Wurstmacher rächen, der von mir tief beleidigt wurde und nun kommt die Steilvorlage Hundescheisse. Schon einen Monat wartet er auf etwas, durch das er die mahnenden Worte seiner Oma ignorieren kann, die dem Zornzitternden droht ihn rauszuwerfen wenn er sich nicht zusammenreisse.
Doch Hundekacke beim falschen Welschen, seinem Kumpel, dein Feind ist auch meiner, das geht zu weit. Hier ist ein rote Linie überschritten.
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Am Weihnachstfeiertag klingelt es des Nachmittags an der Türe und der Concierge geht brav hinunter um zu schauen, wer an dem feiertäglichen Frieden teilhaben möchte. Doch. Oh Schreck. Der Schweizer. Schockschwere Not, Herr Enrico. Er streckt mir seine Arbeiterflosse entgegen und fragte ob hier ein Herr Marc lebe, der habe ihn nämlich eingeladen. Ich glotz die Flosse an und sehe verhornte Haut mit drei tatauierten Punkten. Der Knacki zeigt, er habe kein Messer in der Rechten und ist der sichtbar markierte Vertreter von: Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen. Nichts anderes bedeuten diese drei unscheinbaren Pünktchen.
Es schießt mir in Nanosekunden durch den Kopf, wieso der markierte Flossenträger dann mit seiner Mama und seiner Oma dauernd zu den Bullen rennt und mir nun schon, direkt und indirekt, sechs Anzeigen beschert hat? Sechs Anzeigen vor dem Hintergrund, dass ich von denen ja schon Morddrohungen bekommen habe bevor ich als Reaktion darauf das Schreiben begann? Irgendwie deckt sich das nicht mit dem Knastkodex. Allerdings werden die drei Punkte als modische Accessoirs auch von Junkies bezüglich Aufwertung genutzt. Bekanntermaßen haben die allerdings weit weniger Verbundenheit zum Kodex. Als versöhnlichen Reflex schob ich meine durch Hanteln gestählte Rechte zum Gruße und drückte auch ein wenig, um zu markieren: He, Kollege, Du Maurer, Ich Schreiner. Nach dieser nonverbalen Geste wies ich sprachlich höflich darauf hin, dass ich meines Dienstes als Concierge überdrüssig wäre, diese Klingel an der er klingelte die meine sei und in seinem ganz speziellen Fall eigentlich entgültig gar keine Lust hätte, ihm Einlass zu gewähren. Höflich meinte er, ich sei doch nun schon mal da. Das war in Anbetracht der Situation ein schwer wiegendes Argument und um des feiertäglichen Friedens willen wurde der Weg freigemacht.
Ich hätte es nicht tun sollen. Denn wo Herr Enrico auftaucht, taucht Unglück auf.
Meine 30% Ex-Freundin und ich saßen auf der Veranda und hörten nun von oben, wie jenes Unglück begann zu wirken. Das Schmiermittel heißt Boni. Es schmiert die Stimmbänder und lässt die Nerven an den Enden zittern. Jeder Schluck besiegelte eine neue schmierige Freundschaft. Am Ende des Rituals stand der Abgang durch den Hausflur in den hinein der Schweizer neu verbunden gröhlte: Deine Hunde scheissen egal wann und egal wohin. Irgendwie kamen mir die Sprüche bekannt vor. War es nicht seine Mama, die mich mit denselben Sprüchen aus der gastlichen Stätte der Oma vertrieben hatte?
Wir saßen in gedrückter, schwer verdorbener Stimmung und rätselten, was nun komme. Das Unerwartete kam schneller als gedacht.
Herr Nachbar führte unmittelbar nach Herr Enricos Abgang nach Dunkel werden seine Tölen aus was er schon lange nicht mehr gemacht hatte und kam auch schnell wieder zurück. Allerdings kam er nicht durch den Hausflur nach oben und ein heimlicher Blick nach unten zeigte, dass er völlig unüblicherweise mit den Viechern unten harrte. Was war denn das? Dann ging die Grundstückstüre auf und meine fünf Besuchskinder zwischen zwei und elf Jahren kamen von der Weihnachtsmesse zurück. In dem Moment in dem die Türe zu war, legten die zwei Hunde los und rannten unter infernalischem Gebell auf die Kinder zu, die in Todesangst in der Dunkelheit zu schreien begannen. Ein Griff und ich hatte die Machete in der Hand, die für Kokosnüsse auf der Veranda lag und drei Stufen auf einmal nach unten. Dass ich den Viechern nicht den Kopf abgeschlagen habe, wundert mich noch beim Schreiben.
Mein Zorn war den Hunden eindeutig too much und den Kopf habe ich vermutlich deshalb nicht abgeschlagen, weil sie unschuldig an dem waren, was da abging. Sie trollten sich mit eingezogenem Schwanz. Doch was machte der Herr Nachbar währenddessen?
Er filmte. Das Arschloch, pardon, so denkt man in diesem Moment, besaß die Frechheit, mir die Frage zu stellen, ob ich wirklich seine Hunde umbringen wolle und hielt sein filmendes Telefon auf mich, der gerade mit 10.000 Volt geladen war und noch die Machete in der geballten Faust hielt. Schon mein Vater hat mir beigebracht, dass Frau und Kinder schützen jeden Ausbruch rechtfertigt. Nun also kam zu dem Schweizer, der genau dies annahm, der mich ständig illegal und ohne mein Einverständnis als Provokation fotografierte, der Typ aus den südfranzösischen Banlieus mit seinem Telefon dazu um "Beweismittel" zu sammeln. Kinder in Todesangst zu versetzten um mich in der richtigen Stimmung vor die Kamera bekommen? Den Ausbruch der Mutter hat er zwar auch gefilmt, läßt diese Sequenz beim späteren herumzeigen aber natürlich weg.
Unter Gebrüll drängte ich den Herrn mit 10 cm Distanz zu Körperkontakt mitsamt seinen vorauseilenden fiepsenden Hunden zwei Stockwerke nach oben. Schon zehn Minuten später war er aber wieder unten und mit den Aufnahmen auf dem Weg zu Herrn Enrico mit dem er gemeinsam überlegte, wie man mit dem Material vorgeht.
Bevor es jedoch zu ganz fiesen Methoden kam, gab es, wen wundert es noch, Klappe die 7.: Eine Anzeige bei der Gendarmerie !! |
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Was der Nachbar so macht und wie er sein Geld verdient, kann Niemand so richtig sagen. Dass er jedoch auf der Suche nach Steigerung des Vermögens ist, verriet mir Herr Enrico bei einem im folgenden beschriebenen vertraulichem Gespräch. Denn er, der Nachbar, möchte mit dem Gendarm in Zivil und Herr Enrico einen partnerschaftlichen Reifenhandel eröffnen. Dass dieses Geschäft schon lange von Libanesen belegt ist, die darüber Gelder aus anderen Geschäftszweigen ein wenig reinigen und deshalb viel und weit unter Preis verkaufen, scheint dem gemeinsamen Enthusiasmus nicht zu schaden.
Kennen Sie die Geschichte bei John Steinbeck, wie man gemeinsam vesuchte einen Staubsaugerhandel zu eröffnen, dann aber nur einen zur Verfügung hatte und der musste auch noch ohne Motor verkauft werden? Man fand schließlich ein Witwe, deren Traum ihr Leben lang ein Staubsauger war und die, weil sie keinen Strom im Haus hatte auch nicht bemerkte, dass an der reinigenden Segnung das Kernstück fehlte. Irgendwie scheint ein Zusammenhang zwischen Reifen und Staubsauger zu bestehen. Doch warten wir ab.
Zunächst zu der Anzeige. Eines Tages erschien ein freundlicher Gendarm in Begleitung des Marseiller Vorstädters der nun versuchte, ebenso böse wie sein neuer schweizer Kumpan zu schauen und überreichte eine wichtig abgestempelte Convogation. Da der Vorfall mit den Kindern erst eine Woche zurücklag, assoziierte der Autor folgerichtig, dass ein Zusammenhang zwischen Film, Machete und Herrn Enrico bestehen musste.
Nachdem man pünktlich um 14 Uhr bei dem Chef der Brigade eintrifft, muss man einige Stunden auf einer Bank sitzen und bekommt allerlei ungeheuer wichtige Streitereien mit. Vorher hatte ich die zwei Mütter und drei der fünf Kinder gebeten als Zeugen mitzukommen. Beim Einsammeln der Kinder war schon wieder Herr Enrico zur Stelle um zu fotografieren. Dass dies ohne Zustimmung verboten ist und wozu es dienen soll bleibt wie so oft sein großes persönliches Geheimnis.
Endlich war es soweit. Nachdem der sonst unglaublich geizige Herr Nachbar vor den Augen der Mütter und vor der Gendarmerie ein paar Fünftausenderscheine in Richtung untergeordneter Uniformen wandern ließ, kamen wir hinein zum Asisstenten des Chefs. Als der den Herrn nun fragte, warum der Herr mich anzeigen wolle, fiel mir fast die Kinnlade weg.
Er der Chef, solle mir sagen, dass seine Hunde das Recht hätten in den Garten zu scheissen. Er zeige mich an, weil ich das seinen Hunden verbieten wolle.
Meine Damen und Herren. Haben Sie davon schon gehört? Ich kenne vom Hörensagen nachbarschaftlichen Zwist, der wegen Laub oder Rasenmäher bis vor das Gericht ging. Aber Hundescheisse? Das gabs noch nicht mal in Berlin und dort gibt es wahrlich große Freunde von Hundehaufen. Was da so an weissen Männern in Afrika übrig blieb, gehört schon einer ganz speziellen Klasse an. Dieser Mann von dem man nicht weiß was er so tut, hat also viel Zeit einen halben Tag zu opfern und viel Geld auszugeben, damit mir der Assistent des Chefs einer Polizeistation einen Ratschlag gebe. Wow. Aus gegebenem Anlass zog der Welsche ein traditionelles Klamott zur Beeindruckung an, das er mal in Niamey erstanden hatte und ihn als Afrikaner ausweisen sollte. Für Menschen aus dem Süden Togos sieht das ein wenig aus wie Schlafanzug auf deutschem Karneval. Auch als er sein Afrikatum durch Laute aus der Haussasprache untermalte, die er aber offensichtlich nicht beherrschte, soviel verstehe ich selbst Haussa um dies zu verstehen, wurde sein Auftritt zur Anbiederung. Seine vielberingten Finger, die noch aus Ibizza und Goa stammten, wollten auch nicht so richtig wirklich zur Kostümierung passen.
Der Herr in Uniform mit Sternen konnte nun weder mit dem Aufzug noch mit der dazu gar nicht passenden Anzeige etwas anfangen. Er, der schon davon gehört hatte, dass man in der Gegend durchaus Hunde auch isst und die einzige Widmung von Aufmerksamkeit darin besteht, einen Tritt zu verpassen, solle nun mir sagen wo Hunde scheissen dürfen und wo nicht? Er überlegte reiflich. Dann kam er zu dem Schluss, dass eine Anzeige hier wohl nicht angebracht sei, es aber besser sei, wir würden beide da ausziehen, damit wir uns nicht mehr belästigen.
Da geriet der Nachbar aber nun in Rage. Er der mit seinen beruhigenden Küchlein und seinem Anisschnaps die Seesicht genoss, wollte nun gar nicht auf sein neues Paradies verzichten. Schockartig überkam es ihn. Er, der die Jahre vorher schon überall aus Jobs und Wohnungen rausgeflogen war, hatte sich schon auf die tausendjährige Veranda eingestellt. Und nun diese Kehrtwende seiner Anzeige. Es sprudelte auf französisch. Ich hätte seine Hunde töten wollen, die doch Wachhunde seien und nur zu meinem Besten da seien. Ich würde ihnen nicht einmal zu essen geben. Dass die Hunde auf die Kinder losgegangen seien, kann gar nicht sein. Denn seine Wachhunde sind ganz friedlich und tun niemandem etwas zuleide. Die wollten nur spielen. Das tue ihm sehr leid, dass die Kinder das missverstanden hätten. Der Vizechef saß da und staunte.
Doch nun kamen die Mütter. Heissa. Da war was los auf der Station. Alle großzügige Gaben an die ohnehin nicht anwesenden Untergeordneten, von denen sowieso nicht klar war was die sollten, nutzten nun nichts mehr. Der Nachbar kam in die Deffensive. Das Warten hatte sich wieder einmal gelohnt. Welch ein Spektakel. Mütter sind ja im Allgemeinen mit großer Vorsicht zu behandeln. Aber afrikanische Mütter, deren Kinder von zwei Bestien angefallen wurden, werden zu einer sehr ernst zu nehmenden Gefahr. Dem Marseiller verschlug es die Marseillaise. Nichts mehr von Sieg und Hurra. Mir tat er ja fast schon wieder leid, denn seine Freaktölen denen er wohl ab und an ein Küchlein gönnte, schlafen den ganzen Tag, hören nur das Falsche wie der Hund von Lucky Luke und wollten wahrscheinlich wirklich nur spielen, weil sie das ungewöhnliche Kommando ihres zugedröhnten Herrchens gar nicht verstanden hatten. Doch die Mütter dachten so nicht.
Nun schlug die Stunde des Vizechefs. Jetzt endlich durfte er zeigen, dass er Autorität besitzt und versuchte den Wortschwall zu bändigen, bevor es zu Handgreiflichkeiten käme. Nein auf diesem Niveau wolle er nicht diskutieren entfuhr es dem Welschen. Nein, dass müsse er sich nicht antun. Nein, dass muss er sich nicht bieten lassen. Erzürnt stand er auf und ergriff die Hand des Gendarmen, der sie aber gar nicht geben wollte. Er raubte ihm die Hand fast unter Zwang, um Kollegialität vorzugaukeln und floh. Er, der Hundescheisse anzeigende, wolle sich nicht auf das Niveau der Mütter herablassen? Es gibt Dinge im Leben, die man erst viele Tage später versteht.
Endlich alleine gelassen mit dem Herrn Gendarm nutzte ich die Zeit, zum wiederholten Male ein wenig die Zusammenhänge zu erläutern zu der Gruppe, zu der nun mein Nachbar gehöre und die ihm offensichtlich ungeahnte neue Kräfte verlieh. In dem späteren, vertraulichen Gespräch, entrüstete sich Herr Enrico, mit Hundescheisse nichts zu tun zu haben. Er habe aber die Filme gesehen, in denen ich seinen unschuldigen Freund mit der Machete hätte erschlagen wollen, jene Filme, die der neue französische Freund vorsorglich aber lieber nicht dem Gendarmen zeigte, weil der nämlich durchaus sofort verstanden hätte, dass ich zum Hund erschlagen jegliches Recht hätte und dies sehr lautstark im Film betonte. Dass er eine Stunde vor diesem Vorfall zu einem ersten Besuch im Hause weilte, wäre reiner Zufall gewesen, sollte später der notorisch unschuldige Herr Enrico sagen. Dass er die gestückelten und präparierten Filmchen jedem der europäisch aussah und irgendwo ein Bier trank auch zeigte und kommentierte, war sicherlich ebenso Zufall von dem notorisch immer armen Unschuldigen.
Ich überreichte also dem Vizechef die ersten sechs gedruckten Seiten meiner Informationsseite aus dem Internet und bat ihn, bitte zu verstehen, dass Anzeigen wegen Kacke eigentlich nicht zu meinen Repertoire gehören und er doch bitte verzeihen möge, dass wir die togoischen Behörden mit solchen Dingen belasten. Ich erzählte ihm noch ein wenig von der Polizei ausbildenden Hanns Seidel-Stiftung die sich gegen jegliche Korruption engagiere, erzählte ihm von meinen Besuchen beim Chef der Antikorruptions-Brigade Anti-Gang und alsbald gab er mir freundlich gesonnen seine Hand zum Abschied.
Mütter und Kinder ins Auto gepackt und noch ein wenig zum Strand, wo wir uns in den Abend hinein herzhaft echauffi- und amüsierten. |
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Lieber Leser. Ein wenig Geduld. Bald gehts weiter mit Eskalation. Der Nachbar entschuldigt sich, der Angeberjeep ist repariert und wieder kaputt, aber man hat etwas Adäquates, wenn auch sehr verbeultes, das plötzlich vor meinem Haus steht, die Mutter zog vor Gericht, die Oma tobt, der schon aus dem Tribunal gekannte Gendarm taucht wieder auf und stößt mich die Treppe hinab. Herr Enrico sucht das persönliche Gespräch in dem er unter Drohen seine Freundschaft anbot, aber nur, wenn ich tun würde, was er wolle, was wiederum ich nicht wollte.......
Avepozo Flat lebt. Damit es ein wenig Weniger nach Rache riecht, hatte ich absehbar vor zu anonymisieren und Namen ändern. Einige Leser meinten, meine bisherige Variante sei doch sehr harte ob des enstandenen Gelächters :-) Auch dies hatte ich Herrn Enrico in dem vertraulichen Gespräch mitgeteilt zu dem er mich in der Bar meines Vertrauens nötigte. Er aber, ohne den Zusatz zu registrieren, dass dies nur geschehen werde, wenn nun Ruhe einkehre, meinte mir zeitliche Bedingungen diktieren zu können. Warum er mich danach strategisch ungeschickt wieder als Kakchcherlakkchche beschimpfte, bleibt eines seiner vielen vielen Geheimnisse.
Vielleicht liegt die Erklärung bei Herrn Platon. Wenn ich mich richtig erinnere, erklärte er mal, dass Frauen Männer mögen, die einen weiblichen Anteil haben und dieser weibliche Anteil auch zum Weibe zieht. Harte Männer, die er als so eine Art doppelt veranlagte Männlichkeit beschreibt, fühlen sich entsprechend auch zum Männlichen hingezogen. Wobei diese Platonsche Theorie mir auch nicht schmeichelt. Ich gehöre zu Jenen mit weiblichem Anteil.
Nebenbei, dies ist nun von mir und nicht von Platon, schmücken sich die harten Jungs gerne mit doppelweiblich veranlagten Mamasöhnchen, die dann auch mal dicke Backen machen dürfen, wenn der Muskelpfropf hinter ihnen steht.
Wie auch immer. Hatte ich doch nun erfahren, dass er alles nie so gemeint wie ich es geschrieben hätte. Er sei nur sauer gewesen, weil ich gesagt hätte, ich bringe seinen Freund Rainer in den Knast. Wie bitte? 800 Beleidigungen, 80 Mal Androhung von Prügel, 5 Morddrohungen und zweimaliger Androhung von mit dem Schwanz an der Stoßstange angebunden durch Baguida gezogen zu werden nur weil ich Knackimama was von Knast sagte, das sie bei Herrn Sohn verdrehte, der selbst dreibepunkteter stolzer Knacki ist? Mittlerweile sieben Anzeigen von Knackifamilie und Freundeskreis, die alle abgelehnt wurden? Vier Einbrüche, die nach der Theorie der Gendarmerie aus dem Umfeld genau dieser Gruppe kommen und das alles wegen Herr Rainer? Der hat doch echt einen an der Waffel. Üble Nachrede, Denunziation, Anstiftung zu Straftaten, fotografieren ohne Genehmigung, Nötigung. Alles wegen eines vollalkoholisierten Wurstmachers?
Als ich mich zu Beginn des erzählenswerten Unfugs mal erkundigte was eigentlich die Ursache wäre, hieß es damals, Ich hätte Herrn Rainer töten wollen und hätte die Freundin beleidigt. Die Gründe werden also nach der Zeit ein wenig umgedeutet und angepasst. In jedem Fall heißt das Resultat: Es gibt keinen Grund. Denen ist allen einfach langweilig und man steigert sich gegenseitig in etwas hinein.
Mein Versuch ihm zu erklären, dass ich mal vor Jahren im Beisein seiner Frau Mutter gesagt hätte, wenn ich Herrn Rainer anzeigen würde, würde der in den Knast gehen. Weshalb ich ihn aber nicht anzeigte, weil das zu viel Tobak sei. Dies ist ein erheblicher Unterschied zu "in den Knast bringen wollen". Genau besehen sogar das Gegenteil. Abgesehen von vielen Jahren ohne Aufenthaltsgenehmigung, sowie reichlich Anzeigen nicht von mir, hätte meine kleine Anzeige für Herrn Rainer eben Knast zur Folge gehabt. Aber ganz sicher nicht wegen einem Kaufvertrag. Damals wusste ich ja noch nicht einmal, dass das Auto geklaut war, das er mir andrehte. Doch diesen feinen Unterschied der deutschen Sprache wollte Herr Enrico so nicht hören, brachte dies doch sein von Gerechtigkeit getriebenes Bewusstsein völlig durcheinander. Darauf fiel ihm auch nichts besseres ein, als dass ich ausserdem noch seine Mutter als Nutte bezeichnet hätte.
Da war ich nun schon wieder erstaunt ob des Einfallsreichtums des wackeren Handwerksmannes. Ich bezeichne grundsätzlich nie eine Frau im Sinne von Beschimpfung als Nutte. Denn Prostituierte sind für mich zunächst so anständige Menschen wie Maurer oder Rechtsanwältinnen. So wie auch ein Maurer ein Arschloch sein kann, kann auch die eine oder andere Nutte eine Schlampe sein. Ich kenne aber Schlampen, die sind keine Nutten. Weil mir diese Differenzierungen zu lang sind, habe ich mir angewöhnt, grundsätzlich nie Nutte zu schimpfen. Schlampe, ja, das hätte sein können. Aber nicht Nutte. Ich habe aber noch nicht einmal Schlampe zu Frau Monika gesagt, obwohl ich es durchaus gern gemacht haben wollte. Doch solche Überlegungen gehen durch den Schlauch den Herrn Enrico von einem Ohr zum anderen hat, sehr flugs hindurch. Als ich dann seine Hand endgültig verweigerte, weil ich keinen Freundschaftsbund eingehe, der durch Drohungen begründet wird, ging er los und holte Verstärkung. Um mir vorher noch mitzuteilen, obwohl ich blaues Blut hätte, hätte ich keine Freunde. Was das eine mit dem anderen zu tun hätte blieb ohne Antwort. Niemand würde mich mögen, diese Behauptung sei bewiesen weil das alle Leuten sagen die er kennt. Ich sei für ihn ein Rentner, weshalb er mich nicht hauen würde.
Aha.
Da war ich ihm aber sehr dankbar, auch wenn er nicht mein Freund sein konnte und ich dadurch weiterhin keine hätte.
......... folgt |
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Doch leider folgten statt Worte in der Nacht dann das Unglück. Es könnte ein Kurzschluss im Armaturenbrett gewesen sein. Nur der Zeitpunkt einen Tag nach ..... folgt .... macht so etwas ein wenig unwahrscheinlich. Es soll aber die seltsamsten Zufälle geben. |
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Was denkt ein Nachbar, dem von einem der Eidgenossen der Text übersetzt wird in dem er vorkommt? Der mangels Sprachgefühls ein wenig grob und weil der Mann ja lenkbar ist, ebenso grob einseitig interpretiert wird? Er denkt vermutlich wie ein maghrebinisch beeiflusster Marseiller. Er denkt "Hundert Mal mehr". Die gekränkte Ehre, der mangelnde Respekt. Noch ein Küchlein, noch ein Anis. Ein Schweizer, dem die zunehmende Entrüstung noch ein unterstützendes Freigetränk wert ist befeuert sein cholerisches Temperament. Denn täglich warted man bei Chez Alice nun auf den neuen Freund, der nach langer Zeit des streitens mit Einheimischen und Franzosen endlich wieder bei jemand Anerkennung gefunden hat. Er, der schon existenzielle Probleme deshalb hat, weil die Einzelhandelsverkäuferin den Boni-Preis um 15 Cent erhöhte, weshalb er mächtig laut wurde, stritt, und jemand fand, der ihm den alten Preis beließ. Dem Sieger über alle. Eine nur gerechte Tat muss her. Der Robin Hood der Banlieus erwacht. Er ist jetzt Teil von Avepozo Flat.
Die einzige kleine Nebentätigkeit bestand bisher im Befüllen von einer großen Kühlbox mit Früchten des nebenan liegenden Meeres in Richtung Niger, namentlich der Hauptstadt Niamey. Es wurde bei dem kleinen Geschäft allerdings gemunkelt, dass der kühlende Zwischenraum der Box wichtiger fürs Geschäft wäre als der Krabben gefüllte Hauptraum. Doch auch dieses Geschäft schien unter einer gestörten Geschäftsbeziehung zu leiden oder an Investitionsmasse. Dort hin zu reisen, wo noch eine Angetraute ganz froh ist, dass er es nicht tut, um die geschäftlichen Hintergründe zu besprechen, geht nicht, so munkelt man. Ein größeres Dossier liege bei den dortigen Authoritäten vor und soll wohl nicht geweckt werden.
Sein Geschäftsbarometer ließ sich bisher am Abfall neben dem Ausgangstor recht genau bemessen. Hatte er eine dieser Lieferungen, knackte er am lebenden Krustentier alles ab was räumlich störte, stopfte den lebenden Torso auf Eis und den überflüssigen Rest in Plastiktüten neben der Eingangstüre. Da er ja auch ein gestörtes Verhältnis zur regionalen Müllabfuhr hat, stanken die Reste infernalisch in der Sonne vor sich hin.
So kam ich zu Beginn auf zwei Lieferungen pro Monat, auf die man mit der Nase gestoßen wurde. Doch nun stagniert es. Die weltweite Krise. Hoffnung ist nun der Schweizer und der gemeinsame Reifenhandel, der nie klappen wird. Störend nur der investigative Schreiber.
Es gibt schon seltsame Zufälle. Auch dass der sonst vom Kiffen so ängstlich und schreckhaft veranlagte Nachbar ausgerechnet in dieser Nacht sein Auto auf der Straße ausserhalb des Grundstücks stehen ließ, was er sonst nie macht. Ein großes Glück, konnte doch nichts übergreifen. Auch dass er zufällig schon angkleidet war um drei Uhr morgens war ein großes Glück, sonst wär er ja nicht so schnell beim Löschen gewesen.
Dankenswerter Weise war nämlich der Herr Nachbar schon am Verhindern der Ausbreitung des Brandes als ich wach wurde und den angeschlossenen Gartenschlauch übernahm. Dies verhinderte ein Übergreifen der lodernden Flammen auf unseres oder das Nachbarhauses. Er wird von seiner rettenden Tat und von seinen aufmerksamen Wachhunden, die ich seltsamer Weise des nächtens gar nicht anschlagen hörte, nun viel zu erzählen haben beim morgendlichen Spaziergang und dass er Schlimmstes verhütet habe. Dies ist auf alle Fälle richtig. Hätte der Dieseltank das Brennen begonnen, nicht auszudenken. Darum auf diesem Weg ein herzliches Danke für die rettende Tat.
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Die Seite wird zu lang. Avepozo Flat braucht ein neues Kapitel. Schon weiter oben habe ich weitere Geschehnisse erwähnt die der geneigte Leser mit Spannung erwartet. Es muss noch berichtet werden, dass Frau Monika das wenig besuchte Etablissement von Oma Alice als Erbe inklusive Affen und Hunden brachial übernehmen will. Trotz lautstarker Hilfe von Enkel IQ Whiskeyflasche will Oma aber nicht, weil sonst gar nichts mehr geht und die langjährigen Angestellten das sinkende Schiff verlassen werden. Doch noch interessanter, dass zwei alte Freunde von Herrn Rainer aus Deutschland auftauchten, die doch tatsächlich meine negativen Schilderungen ein wenig ins Positive lenkten. Bevor der Wurstmacher seinen konsequent angelegten Niedergang einleitete, hatte er gute Seiten, die mir verborgen blieben. Das zur Hölle fahren bereue ich nun ein ganz klein wenig. Die beiden erfrischend gebildeten Herren, mit denen sich Herr Enrico als Rächer des Wurstmachers im eigenen Hause aber auch sogleich anlegte, logierten denn auch lieber woanders als bei Oma Alice, deren Ruf als Brutstätte von Malaria, Sandflöhen und Kirchengesang sich über viele Jahre ohne mein Zutun gefestigt hatte.
Nachdem mein Automechaniker, der seit drei Jahren meine Karkasse mit viel Enthusiasmus am Laufen hielt, traurig bei der Besichtigung des Schreckens davon ausging, dass ein Feuer nicht bei Kabel, sondern auf den Sitzen begann und der Begutachter der Versicherung dasselbe resümierte, wurde mir empfohlen, doch die Gendarmerie ein weiteres Mal zu besuchen. Dort wurde ich, schon exklusiv bekannt, sogleich zum Chef durchgewunken, der es sich nicht nehmen ließ, sich persönlich um das Ausufernde zu kümmern. Das Losungswort: "Die gleiche Gruppe", wirkte schon Wunder. Beim Besuch des Fahrzeuges rief er denn auch sofort eine Spezialbrigade aus Lomés Innenstadt, die kurze Zeit später zu viert das verkohlte Leid untersuchten und zum selben Ergebnis wie der Mechaniker kamen. Auch hier wird der europäische Leser überrascht sein, dass Togo unbekannte Seiten hat und Recht und Gerichtsbarkeit durchaus funktionieren können. Auch wenn ich nach der Analyse helfen musste, ihr kleines Auto anzuschieben.
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