Darstellung eines hohen Militärs. Erkennbar am reich verzierten Wickelrock mit seitlicher Bindung, der Haube mit ungewöhnlichem Aufsatz und dem Stehkragen aus roten Korallen, Netzhemd, Speer und Schwert.
Wie in der späten Phase oft zu sehen, ist die Nase, der Mund und die Augen etwas überproportionierter als bei den meisten älteren Darstellungen. Erste Tendenzen hin zu einem neuen Realismus werden erkennbar, die mit Verfeinerung der Gusstechnik ab dem Ende des 19. Jahrhunderts* zu tun haben. Sehr detailliert sind kleine Glöckchen um den Hüftbereich dargestellt. Ebenso ein tief hängender Halsschmuck, der eigentlich schon als Brustlatz bezeichnet werden muss. Wie am Hals, trägt dieser hohe Militär noch Verzierungen aus Koralle im Bereich der Knöchel von Händen und Füßen. Die Frisur besteht aus langen Zöpfen, an deren Ende eine Perle eingearbeitet ist. Unauffällig erkennt man, dass er unter dem traditionellen, reich ornamentierten Wickelrock eine schlichte Hose trägt, die man von der Länge heute als Shorts bezeichnen würde.
Es ist wegen einiger für Kriegshandlungen unpraktischer Accessoires zu vermuten, dass es sich um die Uniform für Feierlichkeiten handelt. Mit einem Alter von etwa 100 Jahren gehört diese Statue zur späten Benin-Phase.
Die Skulptur stammt aus dem Nachlass einer Sammlung, die in den 1960ern zusammengestellt wurde. Wie damals üblich, wurde die Figur akribisch gereinigt und mit einem schützenden und verschönernden Überzug versehen. Proben für eine Thermolumineszenz-analyse konnten im äußeren Bereich des Mundschutzes und in einem Fuß innen gefunden werden ohne dass die abgeschlossenen Bereiche in den Armen angebohrt werden mussten.
*Mitte des 19. Jahrhunderts und noch einmal zu Beginn der Kolonialzeit wurde Metall in unterschiedlichen Legierungen auffällig günstiger. Dadurch konnte ein breitere Schicht der Bevölkerung Bronzen in Auftrag geben. Durch zahlenmäßig Mehr und durch stilistische Einflüsse von Aussen, veränderten sich Darstellungen. Im Detail reicher und mit neuer Tendenz zu manierierter Überladenheit. Entgegen vielen Untergangstheorien stellte Peter Herrmann als konzipierte Ausstellung schon in den 1990ern neuere Objekte der letzten 100 Jahre aus um zu zeigen, dass sich in einigen Regionen Afrikas die Gusstechniken beständig verbesserten. |