Goddy Leye eignet sich als Videokünstler westliche Politik-, Kunst- sowie Musikgeschichte an und verschiebt bestehende Bedeutungsebenen medial präsenter Stereotypen. Für seine Videoinstallation The Beautiful Beast, die in den oberen Galerieräumen zu sehen sein wird, projiziert er einen Film auf eine mit Sesamkernen gefüllte Holzbox. Zum Soundtrack einer schreienden Menge, der dem Film M. von Fritz Lang (1931) entnommen ist, sieht man den Künstler selbst eine Art modernen Tanz aufführen. Goddy Leye verwebt alles zu einer neuen visuellen und auditiven Geschichte: Sesamkerne, die unter dem Video wie Pixel wirken, der Soundtrack eines sehr politischen Filmklassikers, dazu ein sich langsam windender Künstler aus Kamerun, der sich offenbar zu befreien versucht. Wie politisch, bild- oder gesellschaftskritisch diese Arbeit zu deuten ist, können alle Interessierte vom 14. Mai bis zum 20. Juni 2009 in der Galerie Peter Herrmann selbst beurteilen.
Zur Ausstellungseröffnung am Mittwoch, dem 13. Mai 2009 um 20 Uhr laden wir alle ganz herzlich ein. Der Künstler hat die Installationen für die Galerieräume entwickelt und wird zur Eröffnung ist anwesend sein. Durch ein DAAD-Stipendium arbeitet er momentan zwei Monate lang Berlin.
Für die zweite Installation wird er eine Box aus Spiegelglaswänden bauen, die einen Monitor und eine traditionelle afrikanische Figur enthält. Beides wird für den Betrachter nur durch ein winziges Loch oder bei entsprechendem Licht durch die Scheiben sichtbar sein.
Es ist für ihn nicht die erste Ausstellung in Berlin. Bereits Anfang 2006 zeigte er im Rahmen des Ausstellungsprojekts "Gleichzeitig in Afrika..." eine Videoarbeit auf einem Berliner Schaufenster im Deutschlandhaus. Für diese Ausstellung persiflierte er in seinem gleichnamigen Video We are the World.
Auch seine Arbeit The B-Wall, die er 1998 auf der 7. Triennale der Kleinplastik präsentierte, thematisiert ein Stück deutscher/ Berliner Geschichte. Auf einem Fernsehbildschirm zeigte er damals in Stuttgart den weltberühmten Berliner Mauerspringer von 1961 und umwickelte das ganze Gerät mit Stacheldraht. Dieses tausendfach verbreitete bedeutende Bild der deutschen Geschichte in der Arbeit eines Kameruners zu sehen, eröffnete ganz neue Interpretationsebenen und löste zahlreiche Debatten aus.
Goddy Leye hat sich in den letzten Jahren mit seinen Videoinstallationen, in denen er oft die Bedeutung populärer Bilder hinterfragt, enorme internationale Präsenz verschafft. Allein in Deutschland war er bereits 1997 im ZKM Karlsruhe; 1998 auf der 7. Triennale der Kleinplastik/ Stuttgart; 2000 in der ifa-Galerie/ Bonn, Stuttgart, Berlin; 2004 bei Afrika Remix/ Düsseldorf und 2006 bei Gleichzeitig in Afrika/ Berlin vertreten. Die Galerie Peter Herrmann präsentiert nun mit zwei Videoinstallationen und mehreren Projektionen seine erste Solo Show in Deutschland.
Goddy Leye ist 1965 in Mbouda geboren, er lebt und arbeitet in Douala/ Kamerun. Sein dort gegründetes Projekt ArtBakery gilt als wichtiger Dreh-und Angelpunkt für Kuratoren, Künstler und andere Intellektuelle.
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