Meine ersten Arbeiten Anfang der 90er Jahre zum Thema "Land", zogen ihre Inspirationen aus einer intensiven Auseinandersetzung mit und einem neuen Verständnis der antiken Stein-Gravuren und den Gemälden des Khoi-San Volkes. Meine Interessen an Mythologie, Anthropologie, Archäologie und Geologie begannen in meinen Arbeiten eine Rolle zu spielen.
Die politischen Veränderungen, die sich Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre in Deutschland, wo ich seit 1986 lebe, sowie in meinem Mutterland Südafrika abspielten, beeinflussten meine Arbeit ebenfalls sehr stark. Der Fall der Mauer und die Entlassung Nelson Mandelas und anderer politischer Gefangener lösten bei mir einen hoch-positiven Meinungs- und Stimmungsumschwung aus. Leider hielt diese fast euphorische zu nennende Phase nicht lange an. Die Zeichen mehrten sich, dass die Chancen für eine offenere und tolerantere Welt vertan wurden. Mit der Konkretisierung einer "Neuen Weltordnung" durch die Vereinigten Staaten und dem Ausbruch des ersten Golfkrieges wurde dies dann offensichtlich.
Dennoch beeinflusste meine Arbeit besonders die positive Entwicklung Südafrikas. Die ersten demokratischen Wahlen im Jahre 1994 eröffneten den Weg zum friedlichen Ausbau der Demokratie. Mit der Bildung der Wahrheitskommission wurde zwar keine perfekte Lösung zur Aufarbeitung der Apartheidsverbrechen gefunden, aber dennoch war es eine gute Möglichkeit, mit der Vergangenheit umzugehen. Für mich als weiße Südafrikanerin wurde die veränderte Wahrnehmung anderer Leute stark spürbar. Obwohl ich selbst diese Veränderung nicht beeinflusste, war es eine Erleichterung, in der Weltgemeinde nun als eine "anständige Bürgerin" akzeptiert zu werden. Befreit von einem immanenten Druck konnte ich nun tiefer in die Erde hineinforschen von der ich stammte.
Der großen und vielleicht naiven Hoffnung folgte eine Haltung kritischer Distanz, die von dem hartnäckigen Glauben an die Wirkkraft kleiner alltäglicher Taten und individueller Einstellungen lebte, die eine anständige Welt Zentimeter um Zentimeter voranschiebt. In beiden Teilen der Welt wo ich meine Zeit verbringe, wurden in kurzer Zeit viele tiefe Wunden geschlagen. Mir war zeitweise, als würden wir von einem Abgrund auf den nächsten zueilen und dass wir funktionierten wie die Maschinen Tinguelys. Im letzten Moment, schon am Rande hängend, schafften wir es noch, unsere Gänge rückwärts zu setzen. Dennoch: wir haben es immer wieder geschafft und werden es wieder schaffen.
Viele Experten meinen, dass AIDS, Wasser und Land die Hauptfaktoren der Entwicklung Südafrikas sind. Im Wesentlichen sind dies auch die bestimmenden Faktoren meiner Arbeiten. Typisch dafür ist eine Landschaft in der Gegend von Kimberley, deren Erde sich wie Wellen im Meer erstreckt. Die Geschichte eines Landes, das zuerst unter Wasser lag, dann mit Eis bedeckt das seine Spuren auf Steine gravierte, das später von unzähligen Tierhufen gezeichnet, das von den ersten Menschen eingenommen wurde und dann von Dornenbuschwälder überwachsen und auf dem gekämpft und gestorben wurde. Verschiedenste humanide Gruppen haben das Land für sich genommen, haben gestohlen und zurückerobert, haben umgegraben für Bepflanzungen, für Diamanten, für Gräber und abgeholzt für Minen. Ein Ort wo Zeltstädte wuchsen, wieder verschwanden und kaum eine Spur hinterließen.
Jetzt ist es wieder ein Ort des Sterbens, an dem über AIDS-Medikamente gestritten wird. Diese ewig friedlich aussehende Landschaft ist ein Raum des permanenten und radikalen Kampfes - ums überleben. Dies ist das Grundthema meiner Arbeit: Arbeiten um zu überleben - Arbeit gegen den Tod - gegen Ausrottung - und gegen Zerstörung.
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