Angelika Böck

STILLEPOST

Das Projekt STILLEPOST begann ich mit der Annahme, dass ein europäischer Kopf, der nacheinander von mehreren afrikanischen Bildhauern kopiert wird, schließlich weit mehr afrikanische als europäische Züge aufweist.

Meine erste Anlaufstelle in der Elfenbeinküste war der Bildhauer Dramane Kolo-Zié Coulibaly (Senoufo), der alle rituellen Gegenstände anfertigt, die die Gemeinschaft von Boundiali benötigt. Das lebensgroße Porträt, das Dramane von mir schnitzt, brachte ich nach Mandine und bat dort den Bildhauer Amadou Coulibaly (Senoufo) eine exakte Kopie von Dramanes Skulptur herzustellen. Amadous Kopie gab ich an Dosso N’Gouamué (Yakouba) bei Biankouma weiter und dessen Skulptur wiederum an Gboungué Louna Pascal (Yakouba), der in Kabakouma lebt. Von dort ging es nach Abidjan zu Bidije Goure (Gouro), der die letzte Porträt-Kopie anfertigte.

Ursprünglich hatte ich vermutet, dass es zwischen 7 und 10 Porträts  brauchen würde bis man kulturspezifische Wahrnehmungsmuster deutlich erkennen könnte, es ging jedoch schneller als ich dachte. Meine typische Hakennase war bereits ab dem zweiten Kopf deutlich begradigt und meine schmalen Lippen hatten an Volumen zugelegt. Bei der nächsten Skulptur schob sich mein Unterkiefer vor und meine hervorspringenden Backenknochen waren weichen Rundungen gewichen. Der Bildhauer der vierten Skulptur hatte mein mandelförmigen Augen in stilisierende Augenschlitze verwandelt und meine schulterlangen Haare der traditionellen afrikanischen Haartracht für Frauen angeglichen. Das auffallendste Merkmal jedoch ist die Brust. Ich beginne die Reihe angezogen mit einem T-Shirt und beende sie als Nackte, mit hervorstehenden Brustwarzen. 

Berlin November 2001 - Januar 2002

Holz, gefärbt je ca. 40 x 30 x 60cm

198 x 24 cm
S/W-Fotografie auf Dibond.
Auflage: 8+1
Preis auf Anfrage