Afrika
vom Besten
5 Künstler
des schwarzen Kontinents
Aboudramane |
Elfenbeinküste |
Abidjan/Paris |
Sokari
Douglas Camp |
Nigeria |
Calabar/London |
Owusu-Ankomah |
Ghana |
Takoradi/Bremen |
Lawson
Oyekan |
Nigeria |
Ibadan/London |
Chérie
Samba |
Kongo |
Kinshasa/Paris |
Vielfaches
Echo
Zeitgenössische
Kunst zwischen den Kulturen
In Bezug
auf die Kunst erscheint Vielen der afrikanische Kontinent noch heute
als sehr dunkel im Sinne von unerforscht. Sporadisch taucht etwas buntes
Stoffiges oder lieblich Ebenholziges auf und erinnert an die Safari
in Kenia. Begleitet wird diese Assoziation von einem ekstatischen Trommelwirbel
verursacht von einem muskulösen Nuba ( oder so ähnlich ) von
einer Schönheit betanzt, die mit nicht mehr bekleidet ist als Josefine
Baker ( Amerika ! ) und eben dunkel ahnen läßt, daß ein Medizinmann nur auf seinen Einsatz ( Brimborium-hula )wartet.
So verwunderlich
die Häufigkeit dieses Stereotyps immer noch ist ( - viele unserer
Mitbürger sind der Meinung, daß der Neger eigentlich noch
nichts erfunden hätte - gell ) - so interessant ist es auf der
anderen Seite, in dem noch kleinen Segment des internationalen Kunstmarktes
zu arbeiten, in dem sich afrikanische Künstler befinden. Im Bereich
außereuropäischer Kunst sind es die Künstler Afrikas,
die in den letzten Jahren durch selbstsichere Eigenständigkeiten
immer stärker ins Rampenlicht rücken.
Eine neue
Dimension, für die eine Ausstellung wie das Vielfache Echo wichtige
neue Impulse setzt. Die Konzeption selbst spiegelt aus einem bestimmten
Blickwinkel meine eigenen theoretischen Reflexionen über die künstlerischen
Beziehungen zwischen Kontinenten und Kulturen. Ich bin überzeugt,
daß wir in die vierte Phase einer Entwicklung eintreten, deren
ersten drei im Folgenden etwas verkürzt dargestellt werden und
die sich in diesem Ausstellungskonzept widerspiegeln.
Daß dies in Stuttgart stattfindet, freut mich als Eingeborener ganz besonders.
Die erste
Phase ist die Entdeckung des exotischen, der heroisierten Wildenund
deren Aura, für die stellvertretend Paul Gauguin genannt werden
kann. Die zweite Phase ist die Entdeckung der Form afrikanischer und
ozeanischer Kunst, das ihnen innewohnende Prinzip der Abstrahierung,
hierfür steht als bekanntester Künstler Pablo Picasso. Für
die dritte Phase, die Begegnung mit dem dieser Kunst zugrunde liegenden
spirituellen Prinzip des Schamanismus, steht exemplarisch Josef Beuys.
Für
die von uns beobachtete Vierte Phase kann noch kein einzelner Künstler
stellvertretend stehen, da sie erst beginnt. Hier versuche ich interpretierend
zu wirken. Exemplarisch für diese Phase steht für mich Afrikas
kulturgeschichtliche Entwicklung. Lange Jahre gab es, abgesehen von
einigen wenigen, im traditionellen afrikanischen Stil hergestellten
Objekten, die meist stark reproduktiven Charakter hatten, keine zeitgenössische
Kunst Afrikas, die Aufmerksamkeit auf sich zog. Immer drängte sich
der Eindruck auf, dort befindet sich die Kunstproduktion gegenüber
der westlichen Entwicklung im Hintertreffen.
Heute stellt
sich diese Situation jedoch völlig anders dar. Immer mehr Afrikaner
behaupten sich im internationalen Kunstgeschehen mit sehr eigenständigen
Ausdrucksmitteln. Diese Künstler haben ihre ureigene künstlerische
Sprache weitgehend unabhängig von westlichen Strömungen entwickelt.
Sie haben ihre philosophischen Wurzeln in Afrika, wenn sie auch bei
der Wahl der Ausdrucksmittel, in Form und Material keine typisch kontinentale
Prägung mehr haben. Während die außereuropäischen
Künstler, die in den ersten drei Phasen rezipiert wurden, anonym
blieben und ihre Arbeit Ausdruck ihrer jeweiligen in sich geschlossenen
und abgeschirmten Stammeskultur war, treten die der vierten Phase als
eigenständige und anerkannte Künstlerpersönlichkeiten
auf und sind stark geprägt von einer sich auf diesem Kontinent
immer mehr ausbreitenden hybriden und kosmopolitischen urbanen Kultur.
Diese neuen
Künstler vertreten offensiv ein anderes Welt- und Kunstverstehen,
sie stellen eine rein eurozentristische Kunstauffassung in Frage und
integrieren sich damit im zeitgenössischen Kunstgeschehen. Das
beharrliche Fordern vieler internationaler Künstler aus allen Bereichen,
endlich das zentralistische Denkmuster zugunsten globalerer Philosophien
aufzugeben zeigt Auswirkungen, die auch immer mehr von Wirtschaft und
Politik berücksichtigt werden. Was als definierte Entwicklung im
Bereich der Musik und der Literatur schon viele Jahre klarer erkennbar
ist, erfährt nun immer mehr eine Übertragung auch in der bildenden
Kunst.
Die Rezeption
afrikanischer Kunst (vorwiegend die afrikanische Kunst des 19. Jahrhunderts)
reduzierte sich bisher auf eine romantisierende Vaterschaft der klassischen
Moderne, während sie als zeitgenössische Kunst ethnologisch
beurteilt wurde. Dagegen versuche ich, diese zum Klischee gewordenen
"Bilder" durch eine experimentelle Juxtapositionierung von Werken unterschiedlicher
Herkunft zu unterlaufen. Durch eine postmoderne, nicht ideologisch illustrierende
Methode soll ein neuer Blick auf das Nebeneinander verschiedener Kulturen
und Epochen geöffnet werden.
Mit meinem
Beitrag zum Vielfachen Echo, einer kleinen Auswahl von Künstlern
meiner Galerie, zeigt sich dieses Nebeneinander in der Gesamtschau mit
Galeriekollegen und Kulturinstitutionen. In der Beachtung und Akzeptanz
afrikanischer Kunst liegt Deutschland im mitteleuropäischen Vergleich
am hinteren Ende. Bedingt durch mehrere Faktoren. In der Rezeption traditioneller
Kunst dominiert in Deutschland eine stark nach rückwärts gerichtete
Ethnologie, die Grund verkrusteter Strukturen und überholter Ansichten
weite Bevölkerungskreise nicht mehr erreicht und viele Thematas
stark isoliert in wissenschaftlicher Isolation festhält.
Deutschland
hat in kultureller Bearbeitung eine extreme Amerikadominanz und Blickrichtung,
die sich aus unserer Vergangenheit der letzten fünfzig Jahre leicht
verstehen läßt, sowie ein kollektives Schuldbewußtsein
der Deutschen gegenüber Allen und Jeden, das mit falsch verstandenem
Mitleid den Blick auf Afrika trübt, verzerrt und eigentümliche
Variationen von falsch verstandener Political Correctness hervorbringt.
Es ist
unter diesen Gesichtspunkten sehr interessant, daß das Thema der
außereuropäischen Kunst gerade in Stuttgart, beziehungsweise
in Baden-Württemberg in den letzten Jahren auf fruchtbaren Boden
fällt. Entgegen der Meinung vieler, war Stuttgart schon immer Impulsen
aufgeschlossen. Wertkonservativ geprägt, ist der Blick dennoch
bedächtig nach vorne gerichtet. Geschult im dialektischen Denken,
wissen hier viele, daß wichtige Impulse, ob bezüglich sozialer
Ordnungen, politischer Strukturen oder kultureller Bereicherungen nicht
im eigenen Sud entstehen.
Man darf
also auf die fünf in meiner Galerie ausgestellten Künstler
gespannt sein. In meiner Auswahl sind denn auch zahlreiche Faktoren
berücksichtigt, die im Besonderen Unterschiedlichkeiten betonen
sollen. Alle Künstler arbeiten mit unterschiedlichen geistigen
Prägungen. Drei sind akademisch ausgebildet, zwei sind Autodidakten.
Drei begannen in Afrika, zwei in Europa. Eine Frau schweißt, ein
Mann arbeitet mit Keramik. Das große Feld der Malerei wird repräsentiert
einmal von einem in unserem Sinne Intellektuellen und andrerseits von
dem bekanntesten Afrikaner, der der Populärmalerei zuzurechnen
ist. Mit den drei skulptural Arbeitenden sehen sie monumentales in Stahl,
Lichtspiel in Porzellan und architektonische Maquettes aus Fundstücken.
Gemeinsam
ist Folgendes. Der Gehalt des Vielfachen Echos forderte eine Auswahl
von international bereits anerkannten Künstlern, die in den Museen
der Welt zu finden sind. Alle leben momentan in Europa und alle arbeiten
sichtbar im Spannungsfeld zweier Kontinente.
Das Ergebnis
sehen Sie heute. Auch über die Präsenz der Künstler in
dem ausliegenden Katalog freue ich mich sehr. Auch darüber, daß
Sokari Souglas Samp von Organisationsgremium ausgewählt wurde,
im Flughafen und im Hauptbahnhof stellvertretend für alle beteiligten
Künstler für das Großprojekt zu werben.
Ich bedanke
mich für Ihre Aufmerksamkeit und hoffe, daß sie meine Freude
teilen können.
Peter Herrmann |