_the silence of thoughts |
eroticism, women and faith. the algerian artist louzla darabi seems to cover these three sensitive fields with a tender veil. in her drawings and paintings, the search for the treasure of life, for the final answer, for the unfathomable secret of our existence becomes evident. |
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expressing herself through drawings was already a kind of life buoy for louzla darabi when she was still a child. darabi grew up between family violence and inner freedom in the northern-african country of algeria and soon developed a kind of graphic “language of the soul” that was dedicated to women, eroticism and faith. as if she always wanted to veil, disguise and protect, most of her drawings and paintings are only hinted at and leave the end open. with her mysterious works of art, the artist, who now lives in paris, time and time again causes a stir.
dear louzla, you’re from algeria, how would you describe the basic characteristics of this country?
i am deeply connected to algeria. it’s the country of my ancestors and the people there are really warm-hearted and hospitable. it’s a very hot country that has a lot of old customs. traditional celebrations like weddings, christenings or prayers play an important role in people’s everyday lives. they give life its rhythm. algeria is also home to a variety of different population groups with different customs and traditions although their common ground still is the muslim faith. the best-known population group is the kabyle with their own language. another group is represented by the mozabites who live in the south of the country. what’s more, algeria is a very child-oriented country. the children are free, they play with their friends on the streets without having to be afraid of any kind of violence. on the other hand, there is a high unemployment rate especially among young people which is quite alarming. due to the unemployment, there’s a general social and identity crisis among the youth of algeria. you could say that algeria is a poor country in spite of all its wealth. a country that you have to explore because it’s amazing.
to what extent do you think that your childhood has influenced your current artistic work?
that’s difficult to say. there definitely was a strong urge to create things in my childhood which mostly resulted from the extreme violence that tore my family apart. the desire to draw and paint was like a life buoy for me – a ladder i could climb. on the other hand, my childhood was characterised by the feeling that everything’s possible. i don’t really know where that came from. maybe it’s because my parents always granted us the freedom of creating our own ideals.
when was the first time you discovered that drawing and painting are a means of expression for you?
i started drawing at an early age and became what i was drawing or the opposite of it. later, the “real” work began and i started to paint seriously. it’s all about learning to use certain tools and an extended form of language. a language of the soul …
drawings are understood everywhere around the world, they cross borders of culture as well as language. what do you find fascinating about spreading “drawn thoughts and ideas” across the world?
i think the fact that drawings are understood everywhere is proof that deep within we all have the same thought patterns and archaisms. it’s our
common heritage. there’s nothing really fascinating about that. it’s nothing more than personal satisfaction. when i draw, i don’t think about spreading my works across the world. i don’t really visualize the observers during the creative process. they are part of another process in the future and make the drawing something else. that’s when my drawings slip away from me.
today, our world is full of bold, garish signs and messages. your drawings, however, are very tender in their basic structure but at the same time very expressive. do you think that tenderness and love might be the only antidotes to violence and terror?
my drawings differ from the industrialized and “useful” ones in that they are unique. they are the result of a very human process. this process requires a connection to our soul, the silence of thoughts. that’s why an artistic work will always be closer to us. i do believe that love and tenderness have the power to disarm the terror in our world. it’s what everybody wishes for. i once had a dream where i was fighting with someone dangerous that was full of hate and rage. i was defeated but in the same dream the fight replayed a second time and this time i embraced the other one instead of hitting him and wanted to calm him. he stopped fighting and lay down on the ground. this dream was like a revelation to me. to me, giving and expressing love is a sign of great intelligence and freedom.
eroticism, women and faith, these are the three topics that keep coming up in your artistic work. what is it that fascinates you about these topics?
the secret behind them. |
helmut wolf |
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_the silence of thoughts |
die erotik, die frau und der glaube. wie mit einem zarten schleier verhüllt die algerische künstlerin louzla darabi diese drei so sensiblen wesensbereiche. in ihren zeichnungen und gemälden wird die suche nach dem schatz des lebens, nach der endgültigen antwort, dem unergründlichen geheimnis unseres daseins deutlich. |
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sich zeichnerisch auszudrücken war für louzla darabi schon als kind eine art rettungsring. aufgewachsen zwischen familiärer gewalt und innerer freiheit wuchs darabi im nordafrikanischen algerien auf und entwickelte eine art zeichnerische „sprache der seele“, die sich der frau, der erotik und des glaubens verschrieb. als gelte es stets zu verhüllen, zu verdecken, zu beschützen, sind all ihre zeichnungen und gemälde zumeist nur angedeutet, lassen den ausgang, das ende offen. mit ihren geheimnisvollen werken sorgt die heute in paris lebende künstlerin weltweit immer wieder für aufsehen.
liebe louzla, du stammst aus algerien, wie würdest du die grundeigenschaften dieses landes umschreiben?
ich bin algerien vom herzen her verbunden. es ist das land meiner vorfahren und die menschen dort sind sehr warmherzig und gastfreundlich. es ist ein heißes land und voller traditionen. die traditionellen feste, wie hochzeiten, taufen, das gebet usw. nehmen eine wichtige stellung im alltag ein. sie geben dem leben seinen rhythmus. auch beherbergt algerien bevölkerungsgruppen mit ganz verschiedenen gewohnheiten und bräuchen, wiewohl das gemeinsame fundament der muslimische glaube ist. unter den bekanntesten bevölkerungsgruppen sind die kabylen, die ihre eigene sprache haben, oder auch die im süden des landes lebenden mozabiten. algerien ist außerdem ein sehr kinderfreundliches land. die kinder sind frei, treffen sich mit ihren freunden draußen zum spielen, ohne die gewalt anderer fürchten zu müssen. auf der anderen seite gibt es eine alarmierend hohe arbeitslosigkeit, vor allem bei den jungen menschen, was sich in einer sozial- und identitätskrise äußert. man könnte es so sagen: ein trotz seiner reichtümer armes land. ein zu entdeckendes, weil großartiges land.
inwieweit hat dich die umgebung aus deiner kindheit in deiner heutigen künstlerischen tätigkeit geprägt?
das ist schwer zu sagen. ich kann sagen, dass es in meiner kindheit einen drang zum schaffen gab, deren ursache die extreme gewalt war, die im inneren meiner familie regierte. und dieser wunsch zu zeichnen und zu malen, war mein rettungsring - die leiter, an der ich hochklettern konnte. meine kindheit war aber auch durch das gefühl geprägt, dass alles möglich ist. ich weiß nicht, woher das kommt. vielleicht daher, dass meine eltern uns die freiheit gewährten, unsere eigenen ideale zu schmieden.
wann hast du erstmals bemerkt, dass zeichnen, malen für dich eine möglichkeit des ausdrucks ist?
ich habe sehr früh angefangen zu zeichnen. irgendwann später kam die „wahre“ arbeit, das malen. dabei gilt es sich werkzeuge anzueignen und eine erweiterte sprache beherrschen zu lernen. eine sprache aus der seele ...
zeichnungen werden überall verstanden, überschreiten kulturelle und sprachliche grenzen. worin liegt für dich die faszination „gezeichnete gedanken und ideen“ in der welt zu verbreiten?
dass zeichnungen überall verstanden werden beweist, dass wir tief in uns alle dieselben denkschemata haben. es ist unser gemeinsames gut. darin liegt für mich keine faszination. es bringt nicht viel mehr als vielleicht eine persönliche befriedigung. wenn ich male, ist mein ziel nicht die weite verbreitung. im schaffensprozess hat man den anderen, den zuschauer nicht sofort im auge. der zuschauer greift später ein. die zeichnung wird dann zu etwas anderem - in meinem fall entgleitet sie mir.
unser planet ist heute voll von lauten, plakativen zeichen und botschaften. deine zeichnungen sind dagegen sehr zart in ihrer grundstruktur, gleichzeitig aber sehr ausdrucksstark. ist zartheit und liebe möglicherweise das einzige gegenmittel gegen gewalt und terror?
der unterschied der bilder, die ich erschaffe, zu den industrialisierten und „nützlichen“, ist, dass meine einmalig sind. sie sind ergebnis eines zutiefst menschlichen prozesses. dieser prozess erfordert eine verbindung zu unserer seele, verlangt die stille des denkens. darum ist ein künstlerisches werk uns immer sehr viel näher. ich kann dir voll beipflichten, dass die kraft der liebe und der sanftheit den terror entwaffnen. es ist das, was sich jeder wünscht. ich hatte einen traum, in dem ich mich mit jemand sehr gefährlichem voll von hass und wut geschlagen habe. es war grauenhaft und ich hatte furchtbare angst. ich bin auch besiegt worden, aber im gleichen traum ist die kampfsituation wiedergekommen und ich habe diesmal, anstatt mich zu schlagen, denjenigen, der mich angriff, in die arme genommen mit der absicht, ihn zu besänftigen. und der andere hat daraufhin aufgehört und sich regungslos auf den boden gelegt. ich hatte nichts mehr zu befürchten. dieser traum war eine offenbarung. liebe geben und ausdrücken können, ist für mich ein zeichen großer intelligenz und freiheit.
die erotik, die frau und der glauben, diese drei bereiche ziehen sich quer durch dein künstlerisches schaffen. was fasziniert dich an diesen themen besonders?
das geheimnis. |
helmut wolf |
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