Wiesbadener Tagblatt. 21.08.2004

Presseseite der Galerie Peter Herrmann


Leben in Afrika aus ungewohnter Perspektive

Wiesbadener Fototage widmen sich ab 11. September an sieben Orten einem Thema / Schwerpunkt in der Herderstraße

Von unserem Redaktionsmitglied Gabriele C. Jung


Das heitere Afrika vermittelt der Pole Ryszard Kapuscinski auf dieser in der Galerie Pokusa zu sehenden Arbeit.

Es sind meistens eingeschränkte Eindrücke von Afrika, die transportiert werden und sich in unseren Köpfen einnisten: Aids, Bürgerkrieg, Hungersnot und Menschen auf der Flucht. Zwar werden solche Bilder bei den dritten Wiesbadener Fototagen vom 11. September bis zum 10. Oktober an sieben Ausstellungsorten zum Thema "Begegnung mit Afrika" auch zu sehen sein, doch insbesondere soll der Blick auf verschiedene Facetten und künstlerische Fotografie gelenkt werden. Initiator des Projekts ist wieder Reinhard Berg mit seiner Galerie Lichtbild (Herderstraße 22). Ihm und den anderen Verantwortlichen Frank Deubel, Ewa Hartmann und Iris Kaczmarczyk geht es darum, Inhalte zu transportieren. Hinzu kommt Unterstützung durch Karin Bohmann, Hanns-Christoph Eisenhardt und Gregor Sommer. Die Begegnung mit Afrika wird sich zum Dialog mit Europa gestalten. Denn Berg bemerkte, dass es vermessen wäre, einen ganzen Kontinent darstellen zu wollen. So entschied er sich dafür, europäische Fotografen einzubeziehen, die sich auf unterschiedliche Weise mit Afrika befassen. Dort wiederum hat die künstlerische Fotografie keine Tradition wie bei uns. Wenn das ganze Projekt inhaltlich dennoch klappt, so liegt dies an dem Berliner Galeristen Peter Herrmann, der auf Afrika spezialisiert ist. Er vermittelte drei Fotografen.

Für die Wiesbadener Fototage bildete sich eine Initiative, zu der etablierte Galerien wie das Frauenmuseum und die Galerien Lichtbild und Pokusa gehören. Doch ein besondereres Charakteristikum des Projekts ist es, rund um die Herderstraße kleine Galerien mit ihrem eigenen Flair einzubeziehen. Das sind ehemalige Läden mit gewachsenem Leben, etwa ein Milchgeschäft, eine Metzgerei oder eine Bäckerei. Mit dabei sind deshalb auch die Ateliergemeinschaft QuARTier Wörth (Wörthstraße 15), die drei Fotografinnen vom QuerFormArt (Herderstraße 29), die in ihrem Eckladen sporadisch Ausstellungen zeigen, dann das Studio 01 (Herderstraße 11) eines Innenarchitekten, die zwei Fotografinnen vom nyloneuter (Herderstraße 15) und das seit Jawlenskys Zeiten geschätzte Rahmengeschäft Merkel (Herderstraße 25) mit einer Sonderausstellung im Schaufenster. Im Sinne des Dialogs werden nicht nur Fotografen aus afrikanischen Ländern präsentiert, sondern auch Arbeiten deutscher und polnischer Künstler. Besucher werden bei ihrem Rundgang die Handschrift von 13 Künstlern kennen lernen.

Beteiligt sind Philip Kwame Apagya (Ghana), Thami Benkirane (Marokko), Akinbode Akinbiyi (England), James Akena (Uganda), Helga Kohl und Jürgen Schadeberg aus Südafrika, Ryszard Kapuscinski (Polen), Susan Hefuna (Ägypten) sowie aus Deutschland Reinhard Potz, Holger Kirscht, Ralf Schmerberg, Ursula Meissner und Sylvia Niedziella. Alle ausgestellten Arbeiten wurden von dem verantwortlichen Team ausgesucht. Berg betont, dass die Fototage ein Festival darstellen, in dem es um Vernetzung geht und nicht darum, dass sich die einzelnen Galerien getrennt vorstellen. So trägt das Projekt ganz "nebenbei" auch zur kulturellen Infrastruktur eines Stadtteils bei. Dazu gehört als Auftakt ein großes Eröffnungsfest am Samstag, 11. September ab 16 Uhr auf dem Platz an der Ecke Herderstraße/Emanuel Geibel-Straße. Um 17 Uhr wird dann Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul sprechen, deren Ministerium die Fototage fördert. Das Kulturamt steuert Mittel aus dem Troncgeld bei. Ein zentrales Anliegen ist es, das Thema durch ein Symposium zu vertiefen. Das ist relativ aufwändig und findet am Sonntag, 12. September um 15 Uhr im Frauenmuseum unter der Leitung von Günther Wagner zum Thema "Begegnung mit Afrika - Innen- und Außenansichten" statt. Am Freitag, 17. September ab 19 Uhr laufen in der Filmbewertungsstelle Schloss Biebrich zwei Filme zum Thema, samt Diskussion.

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