Potsdamer Neueste Nachrichten 8.7.2005 |
Presseseite der Galerie Peter Herrmann |
Visualisierte Rhythmen Seit 15 Jahren führt Peter Herrmann seine Galerie in Berlin, in der er zeitgenössische afrikanische Kunst ausstellt. Herrmann, der zehn Jahre in Nigeria und Kamerun lebte, hat für das heute beginnende Afrika Festival im Waschhaus ein Programm mit hochkarätigen Künstlern zum Thema „Musik in der bildenden Kunst Afrikas“ zusammen gestellt. „Wir wollten ganz bewußt keinen der klassischen Problembereiche, wie Hunger, Armut oder Aids thematisieren“, erklärt der Galerist seinen Schwerpunkt. Die Fotografien des heute 75jährigen gebürtigen Berliners Jürgen Schadeberg zeigen den Jazz im Südafrika der 50er Jahre. Ein Trio schwarzer Musiker im Zigarettenqualm, Schwarze und Weiße zusammen bei einer Tanzveranstaltung. „Die Bilder von Schadeberg zeigen nur oberflächlich eine Leichtigkeit“, erklärt Herrmann, „zu dieser Zeit hatte die Apartheid in Südafrika bereits begonnen“. Der Fotograf, die große graue Eminenz der afrikanischen Fotografie, der viele Schwarze an der Kamera ausbildete, wurde mit seinen Bildern zum Chronisten der Rassenpolitik. Owusu-Ankomah lebt seit 20 Jahren in Bremen, ein Bild des Malers aus der Serie „Movement“, die mit drei Werken im Waschhaus zu sehen ist, wurde von der FIFA für eine Edition ausgewählt, um für die kommende Fußballweltmeisterschaft zu werben. Ankomah chiffriert seine großen Leinwände mit Adinkra-Symbolen. Diese Ornamente sind an sich komplexe Metaphern, ihre Ordnung wird durchbrochen von sich abzeichnenden athletischen Körpern, scheinbar in ihre Textur hinein gewoben. Der Nigerianerin Sokari Douglas Camp wurde jüngst von der englischen Königin für ihre Verdienste für die Kunst der Orden „Commander of the British Empire“ verliehen. Ihre beiden mit „Drummer“ betitelten lebensgroßen Torsi sind aus Metallmüll zusammengelötet. Eine ratternde, simple Mechanik in ihrem Innern läßt sie Schlaghölzer auf eine hohlen Baumstumpf trommeln. Auf der Vernissage werden diese beiden Maschinen von dem in Berlin lebenden Schlagzeuger Aly Keïta begleitet. Er spielt das als der Welt größtes Balaphon angekündigte Schlaginstrument, ein hölzernes Xylophon, dessen bizarrer, melodiöser Klang von sogenannten Kallabassen herrührt, den Schall verstärkende hohle getrocknete Kürbisfrüchte in unterschiedlicher Größe, die unter den Klanghölzern angebracht sind. Auch die klassisch ausgebildete Sängerin Sonja Kandels wird die Eröffnung musikalisch untermalen, in der Ausstellung ist sie zudem mit Zeichnungen von Pygmäen vertreten. Im Kongodelta studierte die Musikerin deren eigentümlichen Gesang. Ihre Bleistift-Skizzen der beobachteten Musikergruppen sind mit Blut und Asche versehen, bunte Tuscheschlieren durchfahren das Papier, als ob die Künstlerin einen Trancezustand durchlitt. Die Ausstellung wird sechs Wochen lang jeweils donnerstags von dem musikalischen Beiprogramm Pentatonisches Potsdam begleitet, auf dem afrikanische Musiker ihre Klangwelten vorstellen. Matthias Hassenpflug Vernissage: heute, 20 Uhr; Ausstellung bis 20.8.2005 |