Märkische Allgemeine Zeitung 6/7.8.2005

Presseseite der Galerie Peter Herrmann



09.07.2005
Da liegt Musike drin

Galerie Peter Herrmann präsentiert zum 6. Afrika-Festival im Waschhaus "Visualisierte Rhythmen"

ARNO NEUMANN

Die Galerie im Waschhaus ist bei den Afrikanern geblieben. Nach den in ihren Motiven einzigartigen Fotografien aus den Slums und No-go-zones Nairobis von Matthias Steinbach sind wiederum Afrika und seine Menschen das Motiv von Fotografien, Malereien und Skulpturen im Waschhaus. Nicht Afrika als Problem will Galerist Peter Herrmann in dieser Ausstellung zeigen, sondern die positiven Signale, die von afrikanischer Musik und ihrer Reflexion und Umsetzung in Bildern und Skulpturen ausgehen. Die Ausstellung ist Teil des 6. Potsdamer Afrika-Festivals, das gestern Abend eröffnet wurde.

Galerist Peter Herrmann gilt europaweit als Top-Spezialist für afrikanische Kunst. Er hat in Afrika gelebt, eine Entscheidung, von der er heute salopp sagt: "Ich bin in Afrika gestrandet, mir hat die Mentalität zugesagt und so bin ich geblieben." Schon im vergangenen Jahr richtete er im Waschhaus eine Ausstellung aus mit acht afrikanischen Künstlerinnen. Eine, Sokari Douglas Camp, ist in diesem Jahr wieder dabei. Man hat keine Mühe gescheut und aus ihrem Londoner Atelier zwei lebensgroße Drummer aus Stahl nach Potsdam geholt. Elektromechanisch angetrieben sind sie die Rhythmusgruppe für den Auftritt des Musikers Aly Keita mit seinem mächtigen Balaphon, einem westafrikanischen Xylophon. Auch dieses Instrument wurde extra für Potsdam aus Paris geholt.

Denn die Ausstellung wird jeden Donnerstagabend bis zum 18. August zur klingenden Schau mit einem musikalischen Programm afrikanischer Solisten. Pentatonisches Potsdam - zweifellos High-Lights, die die Ausstellungsarbeiten an den Wänden zu visualisierten Rhythmen - so der Ausstellungstitel - werden lassen.

Das Spektakuläre dieser mit ihren etwa 40 Objekten nicht gerade opulenten Schau liegt in der Vita der Künstler und ihrer Arbeiten. Genannt sei hier Jürgen Schadeberg mit Aufnahmen aus der Jazz-Szene im Südafrika der fünfziger Jahre. Der in Berlin gebürtige Afrikaner ging mit 19 Jahren zurück nach Afrika, fotografierte Miriam Makeba und immer wieder Nelson Mandela, bildete junge afrikanische Fotografen aus und brachte als Mitarbeiter der Fotozeitschrift "Drum" das erste schwarze Modell auf die Titelseite. Was für ihn nicht ohne Folgen blieb in einer Zeit sich verschärfender Apartheid.

Eine weitere Fotografie-Serie findet sich mit "Ghana Hip Hop" der Fotografin Ayana Velissia Jackson. Ihre Arbeiten gehören zur Sammlung der Weltbank in Washington.

Unbedingte Aufmerksamkeit verdienen die großformatigen Arbeiten von Owusu-Ankomah mit ihrer faszinierenden ornamentalen Ausspannung der Bildfläche, für den Eingeweihten Symbole mit konkreter Bedeutung, für uns Europäer originelles Ornament im Sinne abstrakter Kunst, eigentlich zu wenig für ein so gewichtiges Vorhaben. Der letzte, im Kontext des Festivals wesentliche Zugang bleibt verwehrt.

"Visualisierte Rhythmen" im Waschhaus bis 20. August, Mo.-Fr. 16-20 Uhr, So. 14-20 Uhr. Mehr zum Donnerstags-Programm unter 271 56 26