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F.A.Z., Samstag, den 10.08.2013 Kunstmarkt 36
Von Berlin nach Togo: Galerie Peter Herrmann
Die wichtigste und rührigste Berliner Galerie für klassische und zeitgenössische afrikanische Kunst zieht nach fast 25 Jahren aus Berlin ins togoische Lomé um. Der Galerist Peter Herrmann sagte, zeitgenössische Werke afrikanischer Künstler hätten in Berlin „nahezu keinen Markt“. Sie würden „luxuriös querfinanziert“ durch Verkäufe alter, klassischer Kunst aus Afrika. Dagegen entwickle sich in Westafrika eine lebendige junge Kunstszene und eine kunstinteressierte kaufkräftige Mittelschicht mit einem Bewusstsein für die kunsthistorische Bedeutung auch klassischer Kunst. Lomé, auf halbem Weg zwischen den beiden Zentren zeitgenössischer Kunst in Lagos und Accra, sei seit Jahrzehnten der bekannteste Handelsplatz für klassische afrikanische Kunst. Die Galerie Peter Herrmann wolle nach „langjähriger missionarischer Tätigkeit und nervender Bürokratie“ in Berlin wieder Geld verdienen und Lebensqualitäten verbessern. Die Galerie an der Potsdamer Straße, seit 1995 als erste Galerie Deutschlands eine wichtige Quelle für afrikanische Kunst im Internet, wird aufgelöst. Sie hatte sich unter Afrika-Freunden einen Namen mit mehr als 300 Ausstellungen zunächst in Stuttgart, dann in Berlin gemacht. In seiner letzten großen Ausstellung zeigte Herrmann den südafrikanischen Fotografen Jürgen Schadeberg unter dem Titel „Bye Bye Berlin“: Der legendäre Fotograf des schwarzen Südafrikas der Fünfziger und Sechziger fühlte sich in seiner Geburtsstadt nicht wohl und siedelte, entgegen seinen Plänen, zwei Jahre nach seiner Rückkehr nach Berlin nach Spanien um. vL. |