1. März 2008, VON VEIT STILLER
Auch afrikanische Zwerge haben einmal klein angefangen
1000 Jahre Benin. Das ist eine lange Zeit. Peter Hermann weist auf eine kleine und eine größere Figur, die beide Kleinwüchsige zeigen. "Das sind die ältesten Stücke, 950 bzw. 900 Jahre alt. Die Kleine hatte ich voriges Jahr schon, verbarg sie aber im Büro, weil ich mir nicht vollständig sicher war."
Und wie ist das Verhältnis von Bronzekunst und Kult? "Das ist vor allem eine Sehnsucht der Ethnologen; man kann das vernachlässigen. Es sind ein paar maskenartige Bronzen dabei, die rituellen Tänzen gedient haben könnten, aber das Meiste hat weltlichen Hintergrund. Hauptauftraggeber war der Herrscher, auch für Gastgeschenke. Es handelt sich vor allem um Objekte, die an bestimmte Personen erinnern." Wie die Berliner Gedenktafeln? Herrmann lacht und weist auf eine Reiter-Figur. "Von der Sache her schon. Diese erinnert an den König Oranmiyan, dem man nachsagt, er habe die Pferde im Land eingeführt. Auch die beiden Kleinwüchsigen würdigen Personen aus dem höfischen Umfeld. Die Anfertigung der Bronzen war ja teuer, da musste man schon einiges geleistet haben, um so geehrt zu werden." Jedenfalls ist es verblüffend, wie diese fast 1000 Jahre alten Plastiken präzise ausgearbeitet sind.
Umso mehr, wenn man sich vor Augen führt, wie bei uns die Kunst zu der Zeit aussah. Herrmann: "Das ist es ja! Es gibt gerade eine Debatte, die alte afrikanische Kunst mit in die Kunstgeschichte aufzunehmen und nicht mehr als Domäne der Ethnologen zu belassen. Sonst entstehen zu viele Löcher, die sonst nur Kunsthistoriker bearbeiten. Das beginnt bei der Altersbestimmung und geht bis zu unserer Aufarbeitung der Kulturen. Die basiert bis heute auf der englischen Sieger-Philosophie und -Mentalität. Die Nigerianische Sicht bleibt außen vor. Die muss erst noch definiert werden."
Wie entstand diese hohe Kultur? "Da verlieren sich die Wurzeln, etwa. in der Nok-Kultur in Nord-Nigeria im 2. bis 4. vorchristlichen Jahrhundert .Aber auch andere Einflüsse sind nicht auszuschließen." Preise von 20 000 bis 700 000 Euro.
Im Internet: www.galerie-herrmann.com |