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Kolumne.
29.10.2001
Sehr geehrte
Damen und Herren, liebe Freunde der Galerie,
nachdem
in den letzten zwei Kolumnen mein Blick nach außen gerichtet war
und ich Ihnen einige kritische Standpunkte aus meiner Sicht formulierte,
möchte ich mit diesen Zeilen jene Leser ansprechen, die Informationen
zu den Künstlern der Galerie und Ihren Entwicklungen haben möchten. |
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Klar, die
aktuelle Ausstellung ist immer die Beste, weshalb ich auch mit ihr beginne.
Laura war zur Eröffnung hier und hat sich schon zum zweiten Mal
innerhalb kurzer Zeit in Berlin umgesehen. Nachdem sie schon zwei Wohnsitze
in Mexiko City und New York hat, überlegt sie sich, eine Zeitlang
zum arbeiten nach Berlin zu kommen. Ein Stipendium wäre schön
und natürlich ist der Hintergrund attraktiv, daß das Haus
der Kulturen nächstes Jahr einen Mexikoschwerpunkt hat.
Die Freundschaft
zu Ute Meta Bauer, die sie als Moderatorin im Rahmen der International
Womens University mit einer Soundinstallation vorstellte, dürfte
für gute Kontakte hilfreich sein. Die mexikanische Botschaft hat
sie schon zur Eröffnung mit einer netten kleinen Geste unterstützt
und empfohlen wurde mir die Künstlerin gleich zweimal. Einmal von
Kwesi Owusu-Ankomah, der Laura noch von der Biennale in Havanna kennt
und ihr prompt schon eine Ausstellung für 2002 in einem Kunstverein
vermittelte und zum Zweiten von Pascale Marthine Tayou, der mich noch
einmal kräftig zum Aktiv werden ermunterte. |
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Die argentinische
Künstlerin Pat Binder, die mit dem Südamerikaspezialisten
Gerhard Haupt hier in Berlin das Internetforum Universes in Univers
betreibt sind gute Bekannte von ihr und einige Künstler kennt Laura
noch von verschiedenen großen Ausstellungen. Einsam wird es ihr
also kaum werden, wenn sie sich zum Kommen entschließen sollte.
Versäumen
Sie nicht, die umfangreiche Präsentation von Laura Anderson Barbata
auf meinen Seiten anzuschauen. Der dortige Link zu dem hervorragenden
Artikel im Kunstforum 142 wird auch bald wieder aktiviert. Momentan
ist er in Ermangelung eines Codeworts blockiert. Bei einem Besuch in
der Ausstellung führe ich Sie gerne tiefer in das vielschichtige
Werk der Künstlerin ein. |
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A pro pos
umfangreich. Wie weiter oben schon im Ticker erwähnt, sind eine
Reihe von mir gestalteter Ausstellungen unter Around and Around sehr übersichtlich neu geordnet. Bilder ohne Ende, Texte, Reden
und Querverweise sollen animieren, mich, wie in Stuttgart häufiger,
für Ausstellungen außerhalb der Galerie zu beauftragen. Für
die langjährigen Freunde der Galerie ist sicher auch der Erinnerungswert
ein guter Grund noch einmal surfend Revue passieren zu lassen.
Über
die folgende Ausstellung verrate ich noch nicht viel. Doch soviel kann
ich schon einmal ankündigen. Es werden mehrere Künstler dabei,
sein die noch nicht in der Galerie ausstellten. Bekannte und Unbekannte.
Es hat mit Süddeutschland viel zu tun, mit Frankreich und naturalmente
mit Afrika. Alle treffen sich hier zur Berliner Konferenz. Dangegrave,
wie der Kameruner zu sagen pflegt. Oder in Nigeria Pidgin: We go
jabis na dis white man thing from eighteen eighty seven, you sabi.
Schon vorgemerkt
in Ihrem Timer? Es wird Arbeiten in verschiedenen Preislagen geben.
Ob Sie für sich selbst oder für Freunde und Angehörige
etwas suchen, es ist garantiert etwas sehr Ausgefallenes dabei.
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Zwei Ausstellungen
möchte ich in diesem Rahmen noch ansprechen, damit die Informationen
beginnen ihre Kreise zu ziehen. Bei Marie Pittroff's Hommage an Lou
Reed würden wir gerne einen größeren Rahmen gestalten,
der über die Galerie hinausgeht. Der Großmeister wird nämlich
bald 60. Der Zyklus an dem Marie schon mehrere Jahre vorbereitend arbeitet,
soll mehrfach gezeigt werden und parallel sollen Veranstaltungen laufen,
in die einzelne Bilder integriert werden. München hat schon angeklopft.
Benz-Town wird zum Heimspiel. Was noch? Laßt eure Phantasie spielen.
Die zweite
Ausstellung wird für unsere Kunden von besonderem Interesse sein.
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Nächstes
Jahr kommt Ralf Schmerberg's Film Poem so ungefähr zu Cannes
heraus. Wie Sie nun schon fast alle durch Fernsehen oder Presse erfahren
haben, wird dieser Film eine Sensation. Wie ich Ralf kenne, bin ich
mir auch ohne Medien sicher, daß er einen ganz großen Wurf
macht.
Doch zum
Punkt. Haben Sie eigentlich die Preise angeschaut, für die noch
einige der Arbeiten aus dem Zyklus Der Stamm der weissen Krieger zu haben sind? Oder die Digital Prints mit Spezialverfahren auf Büttenpapier
aus der Serie Hommage à Noir?
Ralf Schmerberg
gilt mittlerweile als Vorbild für eine junge Filmergeneration.
Das frühere Enfant Terrible aus der quirligen Stuttgarter Subkultur
hat sich mit seinen Themen durchgesetzt. |
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Wissen
Sie noch, wie er den Stamm der weissen Krieger als Antwort auf den mißlungenen
Gipfel in Rio de Janeiro plazierte? Wir arbeiteten gemeinsam zu Inhalten,
an denen sich Globalisierungsgegner später zu formieren begannen.
Ralf schafft immer mit unglaublich scharfem Gespür an Themen, die
die Zeit fordert.
Als viele
davon genug hatten, den afrikanischen Kontinent ständig nur unter
gut gemeinten Problemaspekten dokumentarisch und dadurch sehr einseitig
präsentiert zu bekommen, lieferte Ralf wieder etwas kontrapunktisches.
Mit dem Film Hommage à Noir setzte er einen gefühlvollen
Beitrag an dem wie zuvor beim Stamm so unendlich viele konstruktive
Streitgespräche stattfanden, wie bei keiner anderen Arbeit eines
Künstler meiner Galerie.
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And, by
the way. Ich müßte noch einmal all die Ehrungen von Filmfestivals
zählen, die Ralf nur für Hommage bekommen hat. So plus
minus zwanzig. Zwei davon haben sich besonders bei mir eingeprägt:
Gold Award auf dem New York Film Festival für den Soundtrack von
Ralf Hildenbeutel und einen für die Kamera von Franz Lustig. Auch
er aus Stuttgart nach seinem Abschluß der Ludwigsburger Filmhochschule
nach Berlin gezogen.
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Weil es
in Berlin nur so von Schwaben wimmelt, kam dem Künstler Pierre
Granoux eine Begebenheit aus dem Paris nach 1900 in den
Sinn. Dort trieben sich vergleichbar viele Bretonen herum und in Pariser
Bistros hingen emaillierte Schilder auf denen zu lesen war: Es ist
verboten bretonisch zu sprechen und auf den Boden zu spucken.
Als Multiple
in Zwölfer-Edition, weiße Schrift auf blauem Emaille wird
sein Beitrag zur Berliner Konferenz heißen: Es ist verboten
schwäbisch zu sprechen und auf den Boden zu spucken.
Beehren
sie mich. Bis Bald,
Ihr Peter
Herrmann |
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