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Galerie Peter Herrmann |
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Alte Kunst aus Afrika |
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Gedenkkopf einer Königinmutter |
Thermolumineszenz- Expertise |
Sammlung Paul Garn, Dresden. 1920
Benin, Nigeria
um 1650
Bronze
33 cm |
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Der aufgetürmte Korallenkopfschmuck ist ein wichtiges Attribut der so genannten Königinmutter. Als Legende geht die Bezeichnung auf Oba Esigie zurück, der bis 1550 regierte. Er soll seiner Mutter Idia aus Dankbarkeit und Respekt den Titel Iyoba (= Königinmutter) verliehen und diese Darstellungsweise eingeführt haben.
Seit Esigie konnte jeder Oba der eigenen Mutter drei Jahre nach seiner Inthronisierung diesen offiziellen Titel verleihen. Von den 38 Oba der gegenwärtigen Dynastie hätten das jedoch nur 17 geschafft. Die Iyoba besetzte als einzige Frau eines der höchsten Ämter in Benin und konnte von ihrem Sohn - dem Oba - bei allen Staatsangelegenheiten zu Rate gezogen werden. Das bedeutete insofern eine gravierende Veränderung als der Oba mit der Übernahme seiner Ämter die eigene Mutter gewöhnlich nie wieder zu Gesicht bekam. Nach ihrem Tod widmete der Oba ihr einen eigenen Altar, um jährlich Opfer zu bringen. Er errichtete entweder im königlichen Palast oder in der Residenz der Iyoba in Uselu einen Schrein mit entsprechendem Gedenkkopf.
Der kleine Gedenkkopf einer Königinmutter mit auffällig hohem Korallenkragen und drei Schmucknarben über dem Auge weist wie die meisten dieses Typs stark stilisierte Züge auf. An ihrer aufgetürmten Perlenhaube sind seitlich Rosetten aus größeren konischen Perlen befestigt. Sowohl vor als auch hinter den Ohren hängen Perlenschnüre herunter.
Interessant ist die Tatsache, dass diese Darstellung im Gegensatz zu den anderen Gedenkköpfen drei Schmucknarben über jedem Auge aufweist. Wenn ein Zusammenhang zwischen Anzahl und Rang in der Palastgesellschaft bestehen sollte, könnte an den Narben die Bedeutung der jeweiligen Person abgelesen werden.
Vgl.:
Barbara PLANKENSTEINER (Hg.): Benin. Könige und Rituale. Höfische Kunst aus Nigeria, Wien 2007, S. 395 - 398.
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Vergleichsobjekte: |
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Abbildungen: |
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Felix von LUSCHAN: Die Altertümer von Benin, Band 1-3, Berlin 1919, Tafel 62 und 63. |
1898 erworben von A. Maschmann |
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Maria Kecskési: Kunst aus dem alten Afrika. Innsbruck 1982, S. 152. |
Museum für Völkerkunde zu Leipzig |
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Kunst aus Benin. Afrikanische Meisterwerke aus der Sammlung Hans Meyer, Grassimuseum, Leipzig 2002, S. 83. |
Museum für Völkerkunde Wien, Slg. H. Meyer, Slg. G. Haas |
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Armand Duchateau: Benin. Kunst einer afrikanischen Königskultur, München 1995, S. 51, 52. |
British Museum, London; Rijksmuseum voor Volkenkunde, Leiden |
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Philip J. C. DARK: An introduction to Benin art and technology, Oxford 1973, Tafel 28. |
Lindenmuseum Stuttgart |
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Lindenmuseum. Abteilungsführer Afrika Stuttgart. 1989, S. 53. |
Rautenstrauch-Joest-Museum für Völkerkunde, Köln |
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Barbara PLANKENSTEINER (Hg.): Benin. Könige und Rituale. Höfische Kunst aus Nigeria, Wien 2007, S. 397. |
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