Galerie Peter Herrmann
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Alte Kunst aus Afrika
 
Zwergenpaar
 
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Dwarf

TL - Expertise Herkunftsnachweis Zwerg
Herkunftsnachweis
Benin, Nigeria
+ - 1300
65,5 cm

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Zwerg:

Das auf ca. 700 Jahre geschätzte Objekt ist eines der ältesten der Ausstellung. Es wird wegen spezieller Merkmale, wie Kopf- und Rückgratdeformationen, gestauchter Unterarme und der eingefallenen Brust, als Darstellung eines Kleinwüchsigen interpretiert. Körperliche Missbildungen waren in Benin traditionell mit bestimmten Funktionen am Palast verbunden. Kleinwüchsige lebten oft als Hofzwerge und Gaukler am Beniner Königspalast, weil angeblich allein ihr Aussehen als belustigend galt (eine historische Unterstellung, die möglich, aber nicht nachweisbar ist).

Die ungewöhnlich individuell herausgearbeiteten persönlichen Merkmale, wie die Darstellung des Haares oder die Betonung des Bartes sowie die für Kleinwüchsige oft typische Körperhaltung, bezeugen nicht nur eine hohe künstlerische Fertigkeit der Gießer sondern auch das hohe Ansehen dieses Zwerges. Tatsächlich gingen die Pflichten der Zwerge über die der Unterhaltung hinaus und reichten bis hin zur Pflege von Schreinen, Marktaufsicht und dem Sammeln von Nachrichten für den Oba. Dass ihnen die Ehre eines solchen Denkmals aus dem damals kostbaren Material Bronze zukam, lässt auf eine wichtige Position am Königspalast schließen.

Obwohl Zwerge nicht zum Standardinventar eines Altares gehörten, ist dieser wahrscheinlich für einen Ahnenschrein entstanden. Seine recht individualisierten Züge lassen auf ein konkretes Porträt schließen, was in der Kunst Benins sonst nicht sehr häufig zu finden ist. Offensichtlich war die Gießertradition Benins zur Zeit der Entstehung noch nicht so stark kodifiziert wie später.

Die Ohren aber auch die Gesichtszüge verweisen stilistisch auf Benin, obwohl die naturalistische Umsetzung insgesamt an Ife erinnert. Wenn der Zwerg eindeutig nach Benin verortet wird, so wie im Wiener Katalog mit einem ähnlichen Objekt geschehen, muss von einer um 1300 sehr hoch entwickelten Bronzegießertradition in Benin ausgegangen werden. Das bringt insofern neue Fragen auf als der Ursprung der Bronzetradition Ife zugeschrieben wird und in Benin erst im Laufe des 14. Jahrhundert aufgegriffen worden sein soll. Mit seinen etwa 700 Jahren und der bemerkenswerten Qualität kann der Zwerg nicht nur ein Beweis für die bereits um 1300 hoch entwickelte Bronzegusstradition in Benin sein, sondern auch alle Ife-Ursprungstheorien verwerfen. Auch die Theorie von den Portugiesen, die die Bronze nach Benin gebracht haben sollen, ist somit hinfällig. Denn der Handel zwischen Portugal und Benin begann erst im 15. Jahrhundert.

Bis auf die Füße ist der Zwerg für sein Alter sehr gut erhalten. Im Museum für Völkerkunde in Wien befindet sich ein sehr ähnliches Objekt, welches rein stilistisch auf 600 Jahre geschätzt wird. Der hier abgebildete wurde von Peter Herrmann restauriert, weil sich die Oberfläche in einem stark verschmutzten und korrodierten Zustand befand.

Vgl.:
Felix von LUSCHAN: Die Altertümer von Benin, Band 1, Berlin 1919, S. 299/ 300.
Philip J. C. DARK: An introduction to Benin art and technology, Oxford 1973, S. 97.
Paula Girshick BEN-AMOS: The art of Benin, London 1995, S. 43.
Barbara PLANKENSTEINER (Hg.): Benin. Könige und Rituale. Höfische Kunst aus Nigeria, Wien 2007, S. 308 - 311.


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Vergleichsobjekte:  
Abbildungen:

  Luschan S. 299-301
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Museum für Völkerkunde, Wien
 
Philip J. C. DARK: An introduction to Benin art and technology, Oxford 1973, Tafel 36.
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William B. FAGG: Bildwerke aus Nigeria, München 1963, S. 55.
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Armand DUCHATEAU: Benin. Kunst einer afrikanischen Königskultur, München 1995, 74.
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Barbara Plankensteiner: Benin - Könige und Rituale. Höfische Kunst aus Nigeria. Ausstellungskatalog des Museums für Völkerkunde, Wien.2007. S.2, 309.
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